Periphery - Periphery II

Review

Vor gar nicht allzu langer Zeit durfte ich einem DREAM THEATER-Konzert beiwohnen, bei dem als Support die Amis von PERIPHERY auftraten. Ich hatte vorher noch nie etwas von dieser Band gehört und habe – zum Teil, weil ich meine Ohren im progressiven Bereich nicht bewusst offenhalte und dort eher zufällig über gute Musik stolpere; zum Teil aber auch, weil ich mich überraschen lassen wollte – darauf verzichtet, PERIPHERY aus der Konserve anzutesten. Wie sich herausstellte, war das für besagtes Konzert eine gute Idee, denn auf diesem Weg konnte mich der Sechser aus Maryland auf dem falschen Fuß erwischen – wer erwartet schon core-lastigen Djent im Vorprogramm von DREAM THEATER? – und entsprechend begeistern.

Nun kommt mit „Periphery II“ der zweite (You don’t say!) Longplayer in die Läden – und ich bin mir nicht sicher, ob ich es nicht vielleicht beim Live-Eindruck hätte belassen sollen. Bevor jetzt die Spekulationen losgehen: „Periphery II“ ist keinesfalls schlecht, und von den drei Zählern, die Kollege Timm der „Icarus“-EP aufgebrummt hatte, bin ich ebenfalls weit enfernt. Aber: Ich kann die Verärgerung, die in besagtem Review zum Ausdruck kommt, ein klein wenig nachvollziehen.

Ein klein wenig. PERIPHERY präsentieren dem geneigten Hörer auf „Periphery II“ das, was sie offenkundig am besten können: Ein Fundament aus Djent (das reimt sich sogar!), das mit reichlich Elektronik und variablen Vocals garniert ist und öfter auch mal den Fuß vom Gas nimmt. Das klingt für mich erst einmal recht spannend und ich muss neidlos anerkennen, dass PERIPHERY wirklich wissen, was sie tun. Allein, es wird nicht jedem in den Kram passen, da die Band sich (bewusst oder unbewusst, das spielt keine Rolle) zwischen einige Stühle setzt.

Will sagen: Der Djent-Anteil ist zwar eindeutig als solcher zu erkennen, überfordert den Hörer aber zu keinem Zeitpunkt. Es wirkt, als wären PERIPHERY mit angezogener Handbremse unterwegs. Ähnlich glatt wirkt der klare Gesang auf mich, so dass ich mich hin und wieder bei dem Gedanken ertappe, dass „Periphery II“ auch aus dem Hause LINKIN PARK kommen könnte. In eine ähnliche Richtung weist auch die Produktion des Albums, die ohne Frage auf der Höhe der Zeit, dafür aber auch beachtlich charme-arm ist. So ziehen die gut 69 Minuten (meines Erachtens sind das mindestens 15 zu viel) an mir vorbei, ohne neben einem „Och ja, das ist gut gemacht…“ nennenswerten Eindruck zu hinterlassen. Das ist irgendwie schade, denn Bands wie TESSERACT oder THE SAFETY FIRE zeigen, dass es doch funktioniert, „kompatibleren“ Djent zu machen, ohne an Authentizität einzubüßen.

Ich kann mir nicht helfen: „Periphery II“ ist in seiner Gesamtheit zu vorhersehbar, zu souverän (um das Attribut mal im negativen Sinn zu benutzen), zu kalkuliert, um mir echt und dauerhaft Freude zu machen. Daran ändern auch einige Gastsoli von John Petrucci und anderen Gitarrenvirtuosen nichts.

02.07.2012
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