Periphery - Icarus

Review

Ich habe die Schnauze voll, wirklich. Ich kann und will es nicht mehr hören. Jede Woche, wirklich jede Woche, will eine neue Platte dieser speziellen Sorte rezensiert werden und es wird mehr und mehr zum Graus, dieser Aufgabe nachzukommen. Natürlich ist es ziemlich einfach, auf „Metalcore“ zu schimpfen, das kann schließlich jeder. Die musikalische Seite ist bei der Verallgemeinerung hier allerdings auch viel weniger ausschlaggebend, als man meinen möchte.

Viel schwerwiegender ist, dass es ständig Platten sind, die zwar durchaus einigermaßen harte Gitarrenmusik enthalten, die auf der Haben-Seite auf die ein oder andere Weise mit Death Metal und Hardcore in Verbindung steht, auf der anderen Seite allerdings mit jeder gespielten Note nichts weiter als die bloße kommerzielle Anbiederung ausdrücken. PERIPHERY sind mit ihrer „Icarus“-EP ein weiteres Beispiel.

Um den Sound der sechs Menschen aus Maryland kurz auseinander zu nehmen: Progressiver Metalcore mit heftigem Pseudo-Emo-Einschlag und Synthies. Progressiv heißt hier in erster Linie massive  Tapping-Einlagen wie sie junge Gitarristen bei YouTube hochladen, um Mädchen zu kriegen. Metalcore ist eigentlich auch schon zu viel gesagt und spielt auf das tiefgestimmte Rhythmusfundament und die gelegentlichen Shouts ab. Das klingt sogar auf dem Papier abschreckend. Viel schlimmer ist allerdings, dass jedes einzelne Element so massentauglich, widerstandslos und kalkuliert ist, dass kein einziger der Songs mehr transportiert als den unbändigen Wunsch, möglichst prominent zu werden. Um die potenzielle Hörerschaft zu vergrößern, befinden sich auf der EP auch noch zwei Remixes von „Icarus Lives!“, die den ohnehin unglaublich poppigen Song in eine Trance- und eine House-Nummer respektive verwandeln und dem ganzen die Krone aufzusetzen. Ich jedenfalls habe mich nicht mit Metalmusik befasst, um Ibiza-Partysounds hören zu müssen.

Ja, über Trends schimpfen ist elitär und eigentlich sogar selbst trendy. Aber es grenzt schon an Beleidigung, Menschen, die sich ernsthaft mit Musik beschäftigen und dabei sowas wie Leidenschaft an den Tag legen, PERIPHERY und all ihre karierthemdigen, seitengescheitelten Gesinnungsgenossen flächendeckend marktschreierisch anzupreisen.

21.04.2011
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