Perihelion - Zeng

Review

Die Geschichte der Ungarn von PERIHELION ist komplizierter als es vielleicht auf den ersten Blick scheinen mag: Das dieser Tage erscheinende Album „Zeng“ ist der vermeintlich zweite Langspieler nach dem selbstbetitelten Album und der EP „Nap fele néz“, die im Juli respektive März letzten Jahres erschienen waren. In der Tat besteht das genannte Debut allerdings aus dem bereits 2012 unter gleichem Namen erschienenen Album, das die Band unter dem Namen NEOKHROME veröffentlicht hatte, und den drei Songs der EP.

Damit wird klar, dass PERIHELION bereits eine deutlich längere musikalische Geschichte vorweisen können als zunächst angenommen – unter den Namen NEOKHROME gründete sich die Formation nämlich bereits im Jahr 2001 und brachte es (einschließlich „Perihelion“s) auf immerhin drei Alben. Interessanterweise hört man der Band an, dass sie nicht erst seit letztem Jahr gemeinsam musiziert – so sphärisch und schwerelos „Zeng“ nämlich klingt: Hier sind Musiker am Werk, die mit beiden Beinen fest auf der schwarzmetallischen Erde stehen.

Schwarzmetall? Naja, fast. Es gibt Blastbeats, es gibt Tremolo-Leads – aber den acht Stücken wohnt eine postrockige, shoegazige Schwerelosigkeit inne, die man durchaus im ALCEST-Dunstkreis (die clean gespielten Gitarren in „Égrengető“ zum Beispiel) sehen könnte; auch TODTGELICHTERs „Angst“ – die gemäßigten Passagen darauf – geht mir sowohl aus musikalischer als auch aus atmosphärischer Hinsicht hin und wieder durch den Kopf.

Dieses instrumentale Fundament, das durch ein regionales Harmonie-Verständnis (besser kann ich es nicht greifen – es sind ungewöhnliche harmonische Auflösungen, die mir in dieser Form am ehesten bei den ebenfalls aus Ungarn stammenden THY CATAFALQUE begegnet sind) einen besonderen Einschlag erhält, wird verziert durch größtenteils klaren Gesang, der die ungarischen Texte mit ähnlich regional eingefärbten Melodieführungen vorträgt und mich dabei sowohl hierin als auch in seinem Timbre an THY CATAFALQUE erinnert.

Hieraus entsteht ein atmosphärisch überaus spannendes Klangbild, das – auf seine nackte musikalische Ausrichtung reduziert – das Rad zwar nicht neu erfindet, durch seine Herkunft und die damit verbundene sprachliche „Ferne“ zur romanischen Sprachfamilie sowie die ungewöhnlichen harmonischen Auflösungen einen gewissen „Exoten-Bonus“ erhält und damit der häufig als „Post-Black-Metal“ bezeichneten Sparte angepostrockten angeshoegazten Black Metals einen frischen Impuls verleiht; auch wenn dieser mit gut 34 Minuten ganz schön kurz geraten ist…

13.10.2015
Exit mobile version