Perdition's Light - Sequenzen Des Niedergangs

Review

THORNGOTH-Songwriter Sorath gründete 2010 mit Umbra (NEBELKRÄHE, ATRORUM) das Nebenprojekt PERDITION’S LIGHT. Erst sieben Jahre später veröffentlichten sie ihr Debüt „Endzeit 2.0“ und nun folgt „Sequenzen Des Niedergangs“. Als Ziel gaben die Herren an, mehr Tiefe ohne Kompromisse zu erschaffen.

PERDITION’S LIGHT – dunkle Nostalgie in Reinform

Eine der schönsten Erfahrungen eines jungen Black-Metallers war das Wochenende. Die Kutte angezogen, vielleicht ein wenig Corpsepaint aufgetragen und zum Proberaum dieser einen Band, die einen beeindruckte und für eine verrückte Party sorgte. Man kam an und die ersten Bandmitglieder torkelten schon oder haben sich bereits komplett demoliert. Hingesetzt, Bier geschnappt und der Gruppe gelauscht, wie sie Instrumente und Stimmorgane misshandelten. Man hasste die Welt, die Menschheit und die eigene Existenz. Verdammt, war das geil damals!

Mit dem Opener „Sterbend“ wecken PERDITION’S LIGHT genau dieses Feeling. Ohne viel Spielerei knallt das Geschrammel in den Gehörgang. Umbras High Pitch lädt den Hörer ein, sich ein Bier zu schnappen und den Kopf im Rhythmus der Blastbeats zu wippen. Bei anderen Projekten würden wir an der Stelle folgendes Fazit setzen: „Klassisch und cool, aber nichts Besonderes!“

Dann beginnt Sorath mit einem stimmigen Kehlkopfgesang und der Hörer wirft alles über Bord, was er über Black Metal wusste. Ohne das düstere Genre aufzuweichen, zücken die beiden Black-Metal-Veteranen einen Kniff nach dem anderen aus der Trickkiste. Hier ein rhythmischer Melodic-Part, dort ein kleines Gitarrensolo, dann ein kurzer Klargesang und selten kommt eine Synthie-Orgel zum Einsatz. Manch ein Purist schreit jetzt: „Das ist kein Black Metal!“ – keine Angst, PERDITION’S LIGHT bieten reinen Black Metal, nur in gut.

PERDITION’S LIGHT – Garagenfeeling trifft auf technisches Know-how

Auf „Sequenzen Des Niedergangs“ mischt sich depressiver Black Metal mit hochwertigen Aufnahmetechniken. Songs wie „Reste“ bieten knallharte simple Riffs, sodass es sich sehr brutal anhört. Dieser Track liefert mit einem dezenten Keyboard im Refrain einen kleinen Wow-Moment. Kompromisslos knallen Doublebase und Snare-Drums das Tempo voran, während Umbra schmerzerfüllt das Mikrofon anschreit, sodass selbst der hartgesottenste Optimist verzweifelt nach seinen Stimmungsaufhellern sucht.

Eine gute Soundqualität fängt das klassische Black-Metal-Gefühl ein und hinzu kommt handwerkliches Geschick als Würze. Kleinere Keyboardpassagen, Spielereien mit Akustikgitarren und der zuvor erwähnte Kehlkopfgesang stechen aus dem Black-Metal-Einheitsbrei heraus. Ohne dabei auf digitale Spielereien zurückzugreifen, liefern PERDITION’S LIGHT mit „Sequenzen des Niedergangs“ ein tief atmosphärisches Werk, das schwer zu fassen ist.

Nihilismus und Verzweiflung ziehen den Hörer in seinen Bann

Nach über einer Stunde und zwölf Songs, von denen viele Überlänge aufweisen, zittern Hände und Ohren. Die Platte ist wie eine Domina. Eigentlich ist der Schmerz viel zu groß als dass wir ihn ertragen wollen, dennoch kommen wir immer wieder zurück, um ihn erneut zu fühlen. Oder um es mit den Worten von PERDITION’S LIGHT zu sagen: „Ich habe ein Verdammnisgelübde abgelegt.“

Review von C. E. Wild

24.05.2024
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