Sage und schreibe 40 Jahre haben PENTAGRAM nun bereits auf dem Buckel und bisher musste man, wollte man sich einen Eindruck der Live-Qualitäten der Amerikaner verschaffen, auch brav eine der Shows der Heavy/Doom Metal-Legenden besuchen. Doch endlich gibt es PENTAGRAM live auch fürs heimische Wohnzimmer: “When The Screams Come” nennt sich die erste DVD, die die Band veröffentlicht. Diese enthält einen kompletten Mitschnitt der PENTAGRAM-Show beim Maryland Death Fest am 30. Mai 2010, sowie ein Interview mit Bobby Liebling.
Leider jedoch merkt man schnell, dass PENTAGRAM sich für ihre erste DVD eine andere Show hätten aussuchen sollen. Dies liegt weniger an der Band als an den Umständen. Zum einen müssen die Amis bereits auf die Bretter, als es noch hell ist, was dafür sorgt, dass keine passende Stimmung aufkommen will. Zum anderen ist die Umgebung des Festivals alles andere als sehenswert: Ein Parkhaus und eine Fabrikhalle (?) im Hintergrund der Bühne, hinter der Absperrung hinter dem Publikum eine befahrene Straße, große Werbetafeln und eine Unterführung. Die Menschen wirken wie auf irgendeinem Parkplatz zusammengepfercht, nur die vorderen Reihen gehen ein Stück weit auf die Musik der Band ein, der Rest wirkt gelangweilt und teilnahmslos, zwischen den Titeln ist kaum Applaus oder Jubel zu hören. Schade, aber das sind schon so einige Minuspunkte.
Das können PENTAGRAM jedoch zumindest teilweise ausgleichen. Die Band liefert eine äußerst gelungene Show ab, jede Note sitzt am richtigen Fleck. In Sachen Bühnenperformance punktet Bobby Liebling, im schrägen Glitzer-Outfit, mit seiner irren, fesselnden Mimik und Gestik ordentlich, doch auch die anderen Mitglieder, stilvoll wechselnd in blaues, grünes und rotes Licht und dünne Nebelschwaden gehüllt, haben sichtlich Spaß an dem Auftritt. Dass auf der Bühne nicht besonders viel Bewegung herrscht, hätte der Live-DVD zwar schaden können, doch die verschiedenen Kameraperspektiven lenken gekonnt davon ab und richten den Blick des Zuschaers immer genau dorthin, wo gerade das Meiste passiert. Zeitweise wirkt die Kameraführung zwar amateurhaft und wackelig, doch irgendwie verleiht gerade dieses Detail dem Mitschnitt einen gewissen Charme und ist bestimmt auch so gewollt. Der naturbelassene Sound ist meiner Meinung nach zwar ein kleines bisschen zu dumpf und verwaschen, passt jedoch andererseits recht gut zur Musik PENTAGRAMs. Außerdem finde ich es persönlich sehr sympathisch, Live-Mitschnitte im Nachhinein nicht auf Studioqualität hoch zu produzieren, sodass vom Live-Feeling nicht mehr viel übrig bleibt.
Ob ich zum Kauf von “When The Screams Come” raten soll, weiß ich nicht so recht. Einerseits sollten Fans die Gelegenheit nutzen, sich PENTAGRAM live nach Hause zu holen und werden bestimmt auch nicht enttäuscht, denn der Auftritt der Band wird auf der DVD gut in Szene gesetzt. Abzüge gibt es allerdings in der B-Note, desweiteren enthält “When The Screams Come” so gut wie kein Bonus-Material, was bei der ersten DVD der Band nach 40 Jahren durchaus wünschenswert gewesen wäre. Ob man diese Investition dennoch tätigt, muss letzten Endes also jeder selbst entscheiden.
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