Pegazus - Live! Thunder Down Under

Review

Im Zusammenhang mit der Verschmelzung von Hardcore-Attitüde und Schwermetall wird ja gerne diskutiert, ob das Ganze nun ein überlebensfähiges Genre oder doch nur ein kurzer Trend ist. Hilfreich könnte an dieser Stelle eine Besinnung auf die guten alten Tage sein, denn als damals Punk auf Metal traf, bekamen die Gruppen schnell ein Etikett verpasst, welches die Welle schon im Namen trug. Doch über 20 Jahre später rollt sie immer noch, die New Wave Of British Heavy Metal. Zwar hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen, aber wer will, der kann immer noch praktisch jeden Monat Veröffentlichungen finden, die einem Sound huldigen, der die Entwicklung der härteren Rockmusik entscheidend geprägt und beeinflusst hat.
Diesen Traditionalisten dürfte auch der vorliegende PEGAZUS-Doppeldecker hervorragend munden. Mit der Authentizität geht es schon beim Sound los. Selbiger klingt dermaßen roh, ungeschminkt und ursprünglich, dass man unweigerlich an die Klassiker der frühen 80-er denken muss, so denn die ganz alten Maiden-Werke, Saxon, Savage und Co. im heimischen Schrank zu finden sind. Es ist also durchaus möglich, ohne High-End-Produktion die intime Live-Atmosphäre in einem Klub mit ein paar hundert Metalheads einzufangen. Dazu haben PEGAZUS einen Gig ihrer Australien-Tour im Jahr 2003 verewigt, die sie durch die großen Städte Melbourne, Sydney, Brisbane und Canberra führte. CD 2 ist allerdings eine Zusammenstellung von Demoaufnahmen zum „The Headless Horseman“-Album, plus Video, Biographien und jeder Menge Fotos. Abschließend huldigt man mit der ’Ballad Of A Thin Man’ Thin Lizzy, deren markanteste Textzeilen zu einem ganzen Song verwurstet werden. Sehr coole Sache, für Besitzer der ursprünglichen Scheibe aber sicher nicht ganz so interessant.
Trotz langer Haare, Leder und Tätowierungen strapazieren PEGAZUS gängige Klischees nicht über Gebühr (siehe das augenzwinkernde Cover). Hier artet nichts in falscher Nostalgie aus, sondern die Band präsentiert sich schlicht und ergreifend ehrlich. Im Gegensatz zur Manowar-Sammlung braucht sich bei diesen Rundlingen kein Headbanger für True-Metal, der gelegentlich an der Peinlichkeitsgrenze kratzt, zu schämen. Bis auf das unvermeidliche ’Metal Forever’ gibt es zwar jede Menge Hymnen, Stahl, Blut und peitscheschwingende Nietenkrieger werden dabei allerdings nicht so explizit thematisiert, dass es weh tut. Gelungen ist auch die Mischung aus wenigen längeren Stücken ’Spread Your Wings’ / ’Forever Chasing Rainbows’, ’The Crusade’ sowie ’Enchanted World’ und den kurzen, knackigen (’Cry Out’, ’A Call to Arms’, ’Nightstalker’). Zudem gesellt sich noch das Iron-Maiden-Cover ’Wrathchild’, dem es im Vergleich zum Original etwas an Power mangelt. Bei 14 weiteren Stücken mit einer Spielzeit von über 73 Minuten und einer umfangreichen zweiten CD ist das jedoch durchaus zu verkraften. Etwas erstaunlich ist es schon, dass es dieses gelungene Teil bisher nur als Import gab. Dabei kam die letzte Studioscheibe vor drei Jahren noch bei Nuclear Blast raus…

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23.06.2005

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