Pedigree - Growing Apart

Review

Reichlich spät bemusterte uns das estländische Label Nailboard Records mit der vorliegenden CD, die bereits 2005 veröffentlicht wurde.
PEDIGREE aus Estland sind bereits seit 1993 unterwegs, und bei „Growing Part“ handelt es sich um ihr bereits siebtes Album. Diverse Quellen ehren die Esten damit, die Pioniere des Industrial Metal in Osteuropa zu sein, und aufgrund des Alters aber auch des Sounds der Band wirkt diese Aussage äußerst glaubwürdig. Offensichtlich hat die intermusikalische Kommunikation reibungslos funktioniert, und PEDIGREE haben es geschafft, den Sound von genreprägenden Bands erfolgreich in den Osten zu transportieren.
Denn tatsächlich klingt „Growing Apart“ sehr nach den Ursprüngen des Industrial, schon sehr weit entfernt von Experimentalkünstlern wie THROBBING GRISTLE, aber immer noch sehr na dran an den frühen Werken von KILLING JOKE, MINISTRY und TREPONEM PAL, ja, und auch ein bißchen GODFLESH scheint man in den Songs zu erkennen.

Die Songs leben von einem derart authentischen Feeling, dass man sich wie auf einer Reise durch die frühen Neunziger fühlt – dieser Sound ist einfach unsterblich, und PEDIGREE haben ihn wunderbar eingefangen. „Growing Apart“ klingt einerseits harsch, kalt und brachial, auf der anderen Seite zeigen die Songs auch ihr zerbrechliches Gegenstück, emotionale Momente und melancholische Stimmungen.
Es klingt aber auch sehr eigenständig, und neben dem Sound, der den Vätern Tribut zollt (und zu denen PEDIGREE als früheste Söhne gezählt werden dürfen) beweisen sie auch Geschick beim Schreiben abwechslungsreicher Songs. Es können zwar nicht alle gleichermaßen überzeugen, aber schwächere Nummern werden durch Songs wie „Deathmask“, „Formula For Freedom“ und vor allem durch das herausragende, epische „Moments“ und den erstklassigen Kracher „Tower And Well“ wieder wettgemacht.

Insgesamt also eine runde Sache und schöne Überraschung, denn solche Sounds habe ich persönlich noch nicht aus Osteuropa vernommen. Und das PEDIGREE dies bereits seit mehr als zehn Jahren durchziehen zeigt mal wieder, das auch das musikalische Universum ein Raum „unendlicher Weiten“ ist. Schön, dass meine persönliche Landkarte nun einen weißen Fleck weniger aufweist.

21.10.2007
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