Pearl Jam - Dark Matter

Review

Nachdem Grunge-Größen wie NIRVANA, SOUNDGARDEN und ALICE IN CHAINS ein teilweise tragisches Ende gefunden haben, zählen PEARL JAM zu den letzten Überlebenden ihrer Art. Mit regelmäßigen Veröffentlichungen halten sie sich bis heute kontinuierlich im Business. Dabei stießen ihre Alben nicht immer auf Beifall – zuletzt spaltete 2020 „Gigaton“ mit seinem modernen Klang die Meinungen von Fans und Kritik. „Dark Matter“ besinnt sich nun wieder ein Stück weit auf den anfänglichen Sound.

PEARL JAM machen sich locker

„Dark Matter“ entstand in nur drei Wochen in den Shangri-La Studios in Malibu. Dort ermutigte Produzent Andrew Watt, der jüngst den ROLLING STONES auf „Hackney Diamonds“ zu frischem Wind verholfen hat, das Quintett „einfach mal drauf loszuspielen“. Dementsprechend bodenständig und unverkrampft zeigt sich das zwölfte Studioalbum der Flanell-Veteranen.

Jene legen mit dem Eröffnungsduo aus „Scared Of Fear“ und „React, Respond“ einen rasanten Start hin, wobei Letzteres mit dem markanten Basslauf von Jeff Ament, Matt Camerons treibenden Drums und den bissigen Gitarren von Stone Gossard und Mike McCready beweist, dass die fünf Musiker immer noch voller Energie stecken. Mit „Running“ präsentieren sie einen stürmischen Grunge-Punker im Stil von „Spin The Black Circle“ vom 94er-Album „Vitalogy“. Weniger vom Tempo, sondern mehr von seiner lässigen Rhythmik und seinem funky Groove lebt der gitarrenlastige Titeltrack „Dark Matter“.

Seattle-Sound reloaded

Obwohl PEARL JAM mit ihren härteren Tracks durchaus punkten können, spielen sie ihre Stärken am besten im Midtempo- und Balladenbereich aus. „Got To Give“ etwa, klingt so frisch, beschwingt und rundum stimmig, dass man die Energie aus den Shangri-La Studios förmlich spüren kann. „Wreckage“ hingegen, ist eine erlesene Folk-Nummer, die an TRACY CHAPMAN, TOM PETTY und BRUCE SPRINSGTEEN erinnert, während „Upper Hand“ mit sphärischen Gitarren à la U2 und PINK FLOYD und einem fulminanten Outro-Solo von Mike McCready begeistert.

Dass PEARL JAM längst aus ihren Flanellhemden herausgewachsen sind, ist kein Geheimnis. Mit „Wating For Stevie“ wagen sie sich aber nochmal in alte Grunge-Gefilde. Wie einst zu „Ten“-Zeiten zieht Eddie Vedder seine Vokale wieder lang, klingt mal sehnsüchtig, mal wütend, aber immer kraftvoll, während er den eingängigen Chorus voller Tiefe darbietet. Wie wirkungsvoll und ausschlaggebend Vedders unverwechselbares Organ ist, kommt auch in „Setting Sun“ zum Vorschein, in dem er zunächst mit warmer Stimme über sanfte Klänge singt, bevor er sich in ein eindrucksvolles Finales steigert.

„Dark Matter“ bringt alte Stärken wieder zum Vorschein

In der Summe klingen PEARL JAM auf ihrem neuen Werk wie eine Band, die weiß, wo ihre Stärken liegt und diese leidenschaftlich und mit Freude umsetzt. Das Zusammenspiel der Musiker klingt natürlich und harmonisch, der Sound füllig und voller Emotionen. „Dark Matter“ versucht nicht, ein zweites „Ten“ oder „Vs.“ zu sein, schafft es aber, wieder einen Teil der essenziellen PEARL JAM-Qualitäten zurückzubringen.

 

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19.05.2024

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