Pavic - Unconditioned
Review
Marko PAVIC ist damals gut in Jugoslawien rumgekommen, bevor er schließlich 1995 in Italien landete. Vermutlich könnte der Junge sogar jede Menge Bücher über den damaligen Vielvölkerstaat schreiben und uns Deutsche wegen dem Jugoslawienkrieg was richtig böses wollen, aber glücklicherweise hat er sich für eine andere Karriere entschieden und schreibt nun klassische Rockmusik. „Unconditioned“ ist mittlerweile sein zweites Album und will ambitioniert richtig hoch hinaus, so dass man für die Single „Just Go On“ nicht nur ein Video drehen, sondern auch den Ex-EUROPE Gitarrist Kee Marcello auf ein Gastspiel einladen durfte.
Wer aber nun an das typische 80er Jahre Gestampfe denkt, muss leider enttäuscht werden. PAVIC versucht mit seiner Musik eigentlich ziemlich viel und ist vermutlich eher als eine etwas hardrockigere (und fast gänzlich unballadeske) Version heutiger Populär-Rockbands wie ZOO ARMY zu beschreiben. Zwar versucht man sich auch mal an ein paar poppigen Auflockerungen oder Intros, aber spätestens im Refrain und in den meisten Strophen wird richtig gerockt. Umgekehrt arbeitet man von der Melodik aber an sich sehr modern, versucht die Nummern statt auf ruppigen AC/DC Riffs eher auf stimmungsvoll inszenierter Atmosphäre aufzubauen und sollte damit eine sehr breite Zielgruppe erschließen können. Positive Beispiele sind dafür dass angenehm derbe „Ghost In A Trash Machine“, die schon fast sommerliche Nummer „Ride’n Run“, sowie die wirklich starke Powerballade „True Sincerity“, die im Refrain mit richtig Feeling überzeugen kann.
Leider ist „Unconditioned“ dann aber doch nicht das wirklich überzeugende Album geworden, dass man gerne darin gesehen hätte. Gründe wären da dreier zu nennen: Erstens (und am schwerwiegensten) muss der Schlagzeuger nämlich der langweiligste Typ im ganzen Rockgeschäft sein. Keine Ahnung wer auf die Idee kam, grundsätzlich immer denselben 08/15 Beat zu spielen, aber gut tut es dem Album auf keinem Fall. Zweitens wirken dann nämlich auch einige Songs nicht so wirklich ausgereizt. Zwar entdeckt man gute Elemente zuhauf, aber manchmal, wie in „Hidden Sorrow“ oder „Trapped“ wurden sie einfach nur ungeschickt zusammen gefügt. Der dritte Makel liegt in der Produktion. Sänger Chris Catena und erwähnter Gitarrist Marko Pavic sind tendenziell zu laut abgemischt worden, so dass gerade im Unterbau ne Menge Kick und Drive fehlt.
Dennoch kann „Unconditioned“ Spaß machen und offenbart schnell viele gute Melodien und Riffs. Mit etwas mehr Feinschliff könnte hier in Zukunft auf jeden Fall ne ziemliche Livemacht aus dem europäischen Mittelmeerraum herauswachsen, die ich mir sicher auch mal das eine oder andere Mal ansehen würde. Da würde ich noch eine dreijährige Wartezeit auf die nächste Platte auch gerne in Kauf nehmen.