Wummernde Electro- und Synthie-Sounds, dystopische Industrial-Rhythmen, dazwischen taucht ganz vereinzelt mal eine E-Gitarre auf – der typische Metal-Fan dürfte sich mit dieser Musik eher schwer tun. Doch für Filmmusik gelten ohnehin andere Bewertungskriterien und ist man gewillt, etwas über den Tellerrand hinauszublicken, bietet der Soundtrack zum 3D-Action-Kracher „Dredd“ mit Karl Urban viele spannende und vor allem atmosphärisch dichte Momente.
Nach dem 1995 erschienenen „Judge Dredd“ mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle, ist „Dredd“ bereits die zweite filmische Aufarbeitung des unerbittlichen Verbrechensjäger, der als Richter, Jury und Henker in Personalunion die faschistoide Verkörperung von Recht und Ordnung in der dystopisch-futuristischen „Mega City One“ sorgt. Und im direkten Vergleich soll die Neuverfilmung, zu der Drehbuchautor Alex Garland („The Beach“, „28 Days Later“) das Script beisteuerte, den Kern der Comic-Vorlage wesentlich besser treffen. Ein Story-Schwergewicht ist „Dredd“ dabei sicher nicht geworden, vielmehr handelt es sich um einen Action-Kracher, der die Darstellung von Gewalt zur Kunstform erhebt und von seinen teils in Zeitlupe gehaltenen, dreidimensionalen Schießorgien lebt. Dabei steht die Darstellung der düster-dystopischen Zukunftswelt, vor der „Dredd“ spielt, durchaus im Mittelpunkt und wird auch von Paul Leonard-Morgan in seinem Soundtrack aufgegriffen.
Große Motive, wie man sie aus dem Filmmusik-Schaffen eines Hans Zimmers kennt, findet man im „Dredd“-Soundtrack nicht. Dennoch gibt es in dem intensiven Synthie-Gewummere immer wieder kleinere Passagen mit Wiedererkennungswert. Das Bild einer hochtechnisierten Welt mit disfunktionalen Sozialstrukturen wird effektiv transportiert. Und wie der Film an vielen Stellen von den exzessiv zelebrierten Zeitlupen-Sequenzen lebt, so greift dies auch die zugehörige Musik immer wieder auf und nutzt Computereffekte, um manche Instrumentalspuren gehörig in die Länge zu ziehen.
Wirklich bewerten lässt sich ein solcher Soundtrack kaum, insbesondere dann, wenn man den zugehörigen Film noch nicht gesehen hat. Wo man bei einem Rockalbum an der sterilen, künstlich anmutenden Produktion herummäkeln könnte, so passt sie hier perfekt ins Bild und unterstreicht die Stimmung, die auch der Film erzeugen möchte. Für Soundtrack-Fans mit einem Faible für elektronische Klänge und düstere Zukunftsvisionen dürfte diese Scheibe somit definitiv ihren Reiz haben und auch für die atmosphärische Untermalung von Rollenspielrunden in einem Cyberpunk-Setting („Shadowrun“ lässt grüßen), dürfte sie sich hervorragend eignen.
Kommentare
Sag Deine Meinung!