Etwas Neues vom RACER X-, MR. BIG- und Sologitarrenhelden Paul Gilbert. Nach „Get Out Of My Yard“ frickelt der Meister uns mit „Silence Followed By A Deafening Roar“ ein neues Lehrstück hinsichtlich Technik, Geschwindigkeit, Humor und schierer Perfektion um die Ohren.

Verglichen mit dem sehr harmonischen Vorgänger geht’s diesmal entschieden wilder zur Sache; dennoch ist Mr. Gilberts Spiel nach wie vor von Melodie und Spaß geprägt. Nach dem Aufmacher und Titeltrack „Silence Followed By A Deafening Roar“ geht’s auf eine abwechslungsreiche Reise durch die Welt des Ausnahmegitarristen durch fingerverknotende Kracher wie „The Gargoyle“ und fast schon romantische Nummern wie „I Cannot Tell a Lie“ und die seichte Costello/Bacharach-Schnulze „I Still Have That Other Girl“. Einmal mehr zeigt Paul Gilbert auch seine Affinität zu klassischen europäischen Komponisten; eindrucksvolle Beispiele sind hier „Suite Modale“ von Ernst Bloch und Johann Sebastian Bachs „Eudaimonia Overture“ (Als Klassikbanause weiß ich den deutschen Originaltitel hiervon leider nicht).

Unterstützt wurde der Gute von den Leute, die ihm bereits bei “Get Out Of my Yard“ zur Seite standen: Bassist Mike Szuter, Trommeltier Jeff Bowders, und seine Frau Emi Gilbert an Piano und Orgel. Alle vier liefern absolut perfekte Arbeit, nur handelt es sich bei „Silence Followed By A Deafening Roar“ um ein Instrumentalalbum. Es gibt also keinen Gesang. Und das ist sehr schade, denn bei mehreren Titeln wären Gesangsspuren nicht nur äußerst passend gewesen; durch sie wäre das Album auch für Nichtgitarrenfuddelfetischisten und Freunde kreativer Adaptionen klassischer Meisterwerke, die es ja geben soll, spannend geworden. So ist es zwar handwerklich einwandfrei, zum Anhören dennoch nur unter Vorbehalt geeignet.

Wer Eddie Van Halen zu langsam, Yngwie Malmsteen blöd und sonst niemanden wirklich gut findet, kann sich auch Paul Gilberts Lehr-DVD zu „Get Out Of My Yard“ besorgen. Und seine Klampfe vertickern.

Unabhängig hiervon empfehle ich einen Blick auf Pauls Website. Das Ding betreibt er vermutlich höchstpersönlich und immer dann, wenn er gerade mal die Zeit dazu findet. Ein großer Spaß für Freunde hässlicher Frisuren, belangloser Informationen und trashig-schrägen Humors, total geil.