Paul DiAnno - The Classics: The Maiden Years

Review

Paul DiAnno dürfte den meisten als erster legendärer Sänger der eisernen Jungfrauen ein Begriff sein. So spielte IRON MAIDEN mit dem selbstbetitelten Debut und „Killers“ zwei Kult-Alben sondergleichen ein, die aus meiner Sicht von den Werken mit Bruce Dickinson nie getoppt wurden. Denn Spontanität, Härte, ein führender Bass und eine permanent düstere Grundstimmung machten diese Alben zu etwas besonderem, was die späteren kompositorisch variableren und epischeren Songs mit Brucibaby nie mehr erreichen sollten; allerhöchstens „The Number Of The Beast“ konnte da mithalten. Nun entschloss sich der Ur-Sänger von MAIDEN also, Songs der ersten beiden MAIDEN-Alben (und somit auch seine besten Songs) neu zu interpretieren und unter dem Banner PAUL DIANNO-„The Classics: The Maiden Years“ auf den übersättigten Markt zu werfen.

Der Opener muss einfach „Wrathchild“ sein, jener legendäre Eingangstrack der „Killers“-Scheibe. Das dumpfe, grünlich-giftig-basslastige von damals fehlt allerdings völlig. Paul intoniert heiserer, aber auch nasaler als seinerzeit. Die Gitarrenarbeit ist ganz nett ausgefallen, kommt ans Original aber nicht heran. „Strange World“ tönt heller als das Vorbild; hier hat DiAnno schon einige starke stimmliche Hänger. Bisweilen leiert er deutlich hörbar, hohe Töne bekommt er nicht allzugut hin. „Charlotte The Harlot“ ist bisher noch am ehesten am Original, da zeigt Paul, was noch in ihm steckt, diese mittlere aggressive Stimmlage war immer seine Stärke. Hier betreibt er Wiedergutmachung. „Killers“, dieser ebenfalls legendäre Song eröffnet mit Growls, das hätte Paul sich ruhig trauen sollen, diesen Song damit durchzuziehen. Aber der ist auch so gut. Die Gitarrenabteilung spielt ein Quäntchen heller, blecherner als die düsteren MAIDEN von einst. „Prowler“ mit dem phantastischen Eingangsriff, dem Trademark von MAIDEN schlechthin, dass sie unter Bruce leicht variiert immer wieder neuauflegen sollten, wird von Paul trefflich interpretiert, diese Art Song liegt ihm nun mehr als Balladenstoff, obwohl er ja früher eine sehr taugliche Stimme für ruhige Tracks aufwies.

„Murders In The Rue Morgue“ ist noch so ein Kracher aus MAIDENS Anfangstagen, dieser Beginn, einfach bodenlos, unerreicht. Auch hier zieht Paule mit, klar, allerdings übertreibt er die klare Aussprache manchmal doch zu sehr; dieses verwaschene von früher passte einfach besser in den Song. Auch das ehedem basslastige. Dennoch ganz gut gelungen. „Running Free“ passt zu Pauls Stimme wie das Viva zum Metalman. Das halbakustische „Remember Tomorrow“ meistert er weit besser als „Strange World“, aber auch hier gewinnt das Original. „Phantom Of The Opera“ hält sich hart (und ansprechend) an die Vorlage. „Sanctuary“ wird weit schneller gespielt als früher und lebt von der prägnanten Choruslinie. „Woman In Uniform“ war schon seinerzeit ein unspektakulärer Song, der in der Neuvertonung allerdings überraschenderweise kurz mit Growls aufwartet. „Iron Maiden“ hält sich auch sehr an vergangene Zeiten, das scheppernde Schlagwerk wirkt allerdings zu aufgesetzt. Growls gibts auch wieder, natürlich nur kurz. Insgesamt ein durchaus ambivalentes Werk, denn die zitierten MAIDEN-Originale gibts seit langem zum Nice-Price; auf selbigen finden sich mit „Drifter“, „Purgatory“ und „Innocent Exile“ zudem weitere Hochkaräter. Und die Originalversionen sind einfach besser wegen dieser unvergleichlich giftigen Atmosphäre, dem verhallt dumpfen Sound, dem unwahrscheinlich gelungenen Bassspiel von Steve Harris, den prägnanten zweistimmigen hellen Gitarren-Leads und dem seinerzeit charismatischeren Gesang von Paul. Andererseits nett, sich diese Hämmer mal wieder in Erinnerung bringen zu lassen, auch wenn sie manch einem Alteingesessenen schon fast zu bekannt sein dürften.

15.07.2007
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