Parkway Drive - Viva The Underdogs (Live)

Review

Mit ihrem jüngsten und stilistisch arenatauglichsten Album „Reverence“ sind PARKWAY DRIVE, zumindest was ihre Zugkraft angeht, endgültig in die obersten Riegen der Metal-Welt aufgestiegen. Die surfenden Metalcore-Boys stehen mittlerweile ganz oben auf den Festivalplakaten, ihre Shows sind durchchoreografiert und werden von Feuersäulen flankiert. Nach Wacken 2019 kam der eigene Kinofilm 2020. Und dessen Tonspur bringt nun in Zeiten der Quarantäne extra wehmütige Festival-Vibes in die Wohnzimmer.

Insgesamt 14 Songs gibt es auf „Viva The Underdogs“ zu hören. Elf davon Live-Mitschnitte des besagten Wacken-Auftrittes, sowie drei Neueinspielungen in – Überraschung – deutscher Sprache. Der deutsche Markt scheint für PARKWAY DRIVE ein besonders lukrativer zu sein. Außerhalb der Heimat gibt es hier jedenfalls zuverlässig die höchsten Chartplatzierungen.

Ein neues Kapitel für PARKWAY DRIVE

Aber eins nach dem anderen: Das enthaltene Live-Set legt zunächst einen eindeutigen Schwerpunkt auf die letzten drei Alben. Lediglich „Carrion“, „Karma“ und „Idols And Anchors“ bedienen frühe Fans. Es wird ziemlich deutlich, dass PARKWAY DRIVE für sich selbst ein neues Kapitel aufgeschlagen haben, in dem sie sich aktuell mit dem neueren Material am wohlsten fühlen. Verübeln kann man es ihnen nicht, denn das hier Gebotene ist absolut on point. Winston McCall ist nach wie vor einer der konstantesten und kraftvollsten Shouter der Szene, live und auf Platte gleichermaßen. Live-Neuzugänge wie „The Void“ zeigen jedoch auch, dass sich die Gesangsstunden gelohnt haben und McCall mittlerweile kraftvolle Melodiebögen durchzuziehen vermag. Höchstens durch „Absolute Power“ japst er sich etwas hindurch, aber ein bisschen Unperfektheit macht Live-Alben ja bekanntlich erst interessant.

Kilpatrick, Ling, O’Connor und Gordon lässt das neue Songmaterial in Sachen Tempo und Riffdichte zugegebenermaßen deutlich größere Freiräume zum Posen und Ausfüllen der Bühne. Die Instrumentalfraktion gibt sich insgesamt aber keine Blöße, der Sound ist fett, aber immer noch angemessen roh. Zudem kriegen Drums („Karma“), Bass („Absolute Power“) und Gitarre („Chronos“) jeweils ihre ganz eigenen Glanzmomente spendiert.

Live-Dokument einer neuen Bandära

Als Live-Album sollte „Viva The Underdogs“ Fans von PARKWAY DRIVE problemlos fesseln – auch wenn ohne die Wacken-Masse vor dem eigenen Auge bisweilen irgendetwas zu fehlen scheint. Und zu den deutschen Re-Recordings: Die Idee ist nett, die Worte „Niemand kaaann disch raetten“ im putzigen Aussie-Akzent vorgetragen geraten aber eher unfreiwillig komisch. Eine wirklich coole Idee sind hingegen die gerappten Feature-Parts von CASPER auf „Schattenboxen“ (wie auch immer diese Kooperation zustande gekommen ist). Mehr davon wäre schön gewesen – auf der anderen Seite sind Bonustracks auch immer noch eben solche. Als Live-Dokument einer neuen Ära von PARKWAY DRIVE hat „Viva The Underdogs“ absolut seine Existenzberechtigung.

27.03.2020
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