Bis dato ist die Stadt Aalen bei der breiten Öffentlichkeit eher für den römischen Limes als für ausgefeilte metallische Klänge bekannt. Um dies zu ändern, formierten vier junge Metalheads im Jahr 2007 die Band PARASITE INC. Stilistisch haben sich die Jungs dem melodischen Death Metal verschrieben. Zwar gibt es gegenwärtig gerade in diesem Segment eine Vielzahl an Vertretern und ebenso viel qualitatives Mittelmaß, die Aalener müssen jedoch eindeutig aus der Masse hervorgehoben werden, denn sowohl der Sound als auch das Songwriting sind überdurchschnittlich gut gelungen. Für die (Eigen-)Produktion waren Drummer Benjamin Stelzer und Frontmann Kai Bigler verantwortlich.
Das auf dem selbstbetitelten Erstling “Parasite Inc.“ zelebrierte Liedgut lässt sich grob mit Genregrößen wie ARCH ENEMY oder CHILDREN OF BODOM vergleichen, entbehrt dabei aber nicht einer gewissen Eigenständigkeit. Groovige Nackenbrecherriffs werden gekonnt mit melodischen Gitarrensolos und modernen Death-Metal-Klängen veredelt und fügen sich zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen. Man hört der Combo deutlich an, dass sie Spaß hat an dem, was sie tut, und bereits auf größere Live-Erfahrung (u.a. als Support von HEAVEN SHALL BURN, Summer Breeze 2010) zurückblickt.
Nach einem instrumentalen Intro donnert mit “Function Or Perish“ gleich der erste Nackenbrecher aus den Boxen, bei dem einige Viking-Elemente in den todesmetallischen Cocktail gemixt wurden. Der Refrain kommt sehr fett und melodisch daher – ein überaus stimmiger Opener. “Chaos Inside“ erinnert – vor allem gesanglich – sehr stark an neuere ARCH ENEMY-Werke. Bei “Armageddon In 16 To 9“ werden sofort Assoziationen zu CHILDREN OF BODOM wach. Dies liegt zuallererst an der Melodieführung durch die Leadgitarre, denn ansonsten wird mächtig gegroovt. Wo die finnische Referenzband teilweise in nervige Gameboy-Dudeleien abtriftet, setzen PARASITE INC. zu einem gekonnten Break an und drosseln das Tempo. Im Mittelteil von “Hatefilled“ und im großartigen “End Of Illusion“ schimmert ein klein wenig DARK TRANQUILITY durch, was vor allem an dem Arrangement der Melodien festzumachen ist. Die eingesetzten Akkordbrechungen über solidem Sechszehntel-Fundament rufen definitiv Erinnerungen an die Schweden wach. “Unmeant Outcast“ zeigt eine weitere Facette der Parasiten und mündet gegen Ende in ein knallendes, präzises Stampferiff á la FEAR FACTORY. Lediglich das instrumentale “Recline And Enjoy“ will nicht so recht ins Gesamtbild passen.
Dennoch ist der Erstling bis auf wenige Kleinigkeiten überaus gelungen. Wenn die Aalener so weitermachen und vielleicht noch für etwas mehr Abwechslung sorgen, brauchen sie sich vor den etablierten Genrevertretern des nordischen Melodic Death Metals keinesfalls zu verstecken.
Kommentare
Sag Deine Meinung!