Man sollte meinen, dass mir die PARACHUTES aus Saarbrücken in erster Linie wegen ihrer Herkunft als waschechte Saarländer aufgefallen wären. Eigentlich gings mir aber um die ellenlangen Songtitel (vom Albumnamen mal abgesehen). Mal im ernst: Nerven diese kurzen englischen Ein-Wort-Titel wie „Pale“, „Memories“ oder „Fear“ nicht ungemein? Fühlt man sich bei den komplexeren Wortverknüpfungen wie „seven feet from where you call it safe“ der Emos nicht in viel kompetenteren Händen? Das dachten sich wohl auch die Briten von Lockjaw Records, die eben jene Fallschirme seit neustem unter Vertrag haben.
Leider wirken die Kompositionen dann doch nicht so ausgetüftelt wie die Songtitel. Man muss schon großes kompositorischen Geschick haben, um etliche Breaks und Anwendungen der clean-verzerrt-Dynamik über mehrere Minuten durchzuziehen, ohne dass dabei die Dramaturgie verloren geht. Für Ambitionen sprechen die aufwändigen Nummern ohne Frage, aber unglücklicherweise hat man zu oft das Gefühl, die Refrain- und Strophenparts der Lieder untereinander beliebig austauschen zu können.
Dass PARACHUTES-Käufer für eine gewisse Theatralik anfällig sein müssen, wird aber auch beim Gesang deutlich. Zwar muss man Schreibündel Stefan Kinn bei seinen tollwütigen Screams durchaus Nehmer-Qualitäten attestieren, aber etwas unecht kränkelnd wirkt es schon. Songtitel wie „I carve your name into my arms“ sprechen in dieser Hinsicht andererseits aber auch für sich. Hier muss man wohl selbst entscheiden, wo die Grenze zwischen ‚lächerlich‘ und ‚true‘ verläuft.
Im Endeffekt bleiben die Saarbrücker also doch qualitativ hinter ihren Songtiteln zurück. Wer auf jede Menge Melancholie steht, wird sich wohl an den Melodien unterhalten können, aber dramaturgisch fehlt „And I Won’t Stop Until You Lost Everything You Ever Loved“ noch eine gute Ecke zum Meisterwerk. Auch wenn das simple abschließende „the scissor scenes“ wieder versöhnlich stimmt. Vielleicht beim nächsten Mal.
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