Lieber Leser / liebe Leserin, was stellst du dir für Musik vor, wenn du den Namen PANZERBALLETT hörst? Kriegsgeräte im Tütü? Kanonenrohre, die sich im Takt heben? Den „sterbenden Schwan“ tanzen? Egal wie grotesk deine Vorstellungen sein mögen, PANZERBALLETT besetzen ihre eigene Nische der Groteskerie. Und das ist ein Kompliment.
Die Münchner Band um Jan Zehrfeld spricht in den Beschreibungen ihrer Musik immer wieder vom „Verkrassung“ – das bedeutet, dass Jazz und Metal in krassester Weise aufeinandertreffen. „Tank Goodness“ hat mit Fusion tatsächlich nichts zu tun, sondern stellt die Symbiose aus den beiden genannten Genres dar.
Das zeigt sich bereits am ersten Titel des vierten Albums: „Some Skunk Funk“ stammt ursprünglich von Jazztrompeter Randy Brecker, der – 36 Jahre nach der Original-Version – selbst von der Partie ist und sein Spiel der „klassischen“ Metal-Besetzung plus Saxophon beistellt. Mit „Giant Steps“ ist ein John Coltrane-Cover dabei (ein Jazzmusiker, den sogar ich namentlich kenne!), „Take Five“ am Ende des Albums dürfte dem einen oder anderen auch bekannt vorkommen.
Doch PANZERBALLETT beherrschen nicht nur die Neu-verkrasste-Interpretation von Jazz-Klassikern. Verstärkt durch die Sänger/innen Ron van Lankeren und Conny Kreitmeier wagen Zehrfeld & Co. sich auch an den „Dirty Dancing“-Soundtrack und legen eine blitzsauber-verjazzmetalte („verkrasste“ eben!) Version von „Time Of My Life“ hin. Alter Schwede!
Apropos „Alter Schwede!“. Mattias „IA“ Eklundh (u.a. ART METAL, SOILWORK) reiht sich in die Liste illustrer Gastmusiker ein und tritt (wie sollte es anders sein?) auf „The IKEA Trauma“ als Gitarrist und Sänger in Aktion: Ein fantastischer, humorvoller Song, gleichzeitig sicherlich der eingängigste des Albums.
Und jetzt der Kracher: Während PANZERBALLETT es scheinbar mit Leichtigkeit schaffen, die Hälfte des Albums mit eigenen Versionen bereits existierender Stücke zu füllen, packen die fünf Musiker einfach mal vier weitere eigene Songs dazu, die noch besser sind als die Cover-Songs. „Mustafari Likes Di Carnival“ besticht durch Reggae- und Ska-Elemente, „Zehrfunk“ macht seinem Namen alle Ehre und „Vulgar Display Of Sauerkraut“ atmet bei aller Frickelei ein wenig den Sound und den Groove PANTERAs.
Es steht dabei außer Frage, dass „Tank Goodness“ extrem anstrengend ist und Hörer, die mit polyrhythmischem Gefrickel nicht so vertraut sind, mühelos überfordern wird. Ohne Zweifel ist auch der Spagat zwischen Musik und Atmosphäre bei diesem musikalischen Ansatz nicht immer leicht, wenn nicht gar unmöglich. Nichtsdestoweniger habe ich bereits viel auf „Tank Goodness“ entdeckt und vermute, dass das auch noch eine Zeit lang so bleiben wird. Und unterhaltsam ist die Scheibe auch noch.
Kaum anhörbar für mich. Ich mag Jazz sowohl als auch Prog, aber diesen ständig wechselnden Mischmasch hier halte ich nicht lange aus. Allein die spieltechnischen Akzente empfinde ich als herausstechend, kompositorisch und insgesamt, in Bezug auf die einzelnen Parts, ist mir das Album zu zerfahren und schlicht zu wirr.