Panzerballett - Planet Z

Review

Erneut erhebt sich der Mann mit der Kabelkappe, Jan Zehrfeld, um die Gehirne seines Publikums zu brechen. Oh ja – das Münchner PANZERBALLETT tanzt wieder. Und nach dem passend betitelten „X-Mas Death Jazz“, bei dem Zehrfeld seinen Drang zur Verkrassung – das Zerstückeln und zu zuckeligen Jazz-Metal-Nummern Zusammensetzen von bekannten Stücken aus Pop und Kultur – an Weihnachtsstandards ausgelebt hat, geht es nun mit „Planet Z“ wieder – in Ermangelung eines besseren Wortes – origineller zu. Mit „Walkürenritt“ befindet sich immerhin die Verkrassung des berühmten Wagner-Themas hierauf.

Viele Köche verderben den Brei – aber nicht, wenn der Küchenchef ein Wörtchen mitzureden hat

Dennoch stammen nicht alle Stücke vom Chef selbst. Tatsächlich trifft das nur auf wenige der Stücke zu, „Urchin Vs. Octopus“ und der Rausschmeißer „SOS“, während der Opener „Prime Time“ laut Liner Notes von ihm gemeinsam mit der Komponistin Nélida Béjar geschrieben worden ist. Daneben zeichnen sich ganze sechs Gastkomponisten für das Material verantwortlich, darunter Martin Mayrhofer (u. a. SCHIZOFRANTIK) sowie der Schlagzeuger Andy Lind, der auf seinem eigens geschriebenen Song „Alle meine Ändchen“ sogar an der Schießbude zu hören ist. Apropos Drums: Hinter den Kesseln und Fellen wechseln sich ganze sechs Schlagzeuger ab, darunter keine geringeren als Hannes Grossmann und Marco Minnemann.

Man sagt ja, dass viele Köche den Brei verderben. Aber dank des hervorragenden Küchenchefs/Arrangeurs Zehrfeld klingt „Planet Z“ wie aus einem Guss. Dieser Guss ist eine komplexe, gerne auch mal richtig funkige Legierung aus Jazz und Metal, deren Fusion hier nahe an die Perfektion getrieben worden ist. Und beide Hauptanteile wurden zu teilweise wahnsinnig wilden Kompositionen zusammengeführt, an denen man als Hörer lange zu knabbern hat. Easy Listening bietet allenfalls die bereits erwähnte Verkrassung vom „Walkürenritt“ aufgrund ihres Wiedererkennungswertes, auch wenn das Original ein kurioses Makeover mit hoppelndem Rhythmus erfahren hat.

PANZERBALLETT kneten wieder die Hirne ihrer Hörer durch

Der Höhepunkt der Platte ist sicher „No One Is Flying The Plane“, bei dem die Dichte an direkt beteiligten Musikern hörbar am höchsten ist, inklusive schön jazzig aufspielendem Klavier. Entsprechend avanciert der Song zu einer massiven Tour de Force, bei der die Bläsersektion teilweise wie die kreischenden Insassen eines Flugzeuges im Sturzflug anmuten. Lustigerweise scheinen die beteiligten Instrumente stellenweise durch vermeintlich wildes durcheinander wuseln ebenfalls Turbulenzen simulieren zu wollen. Dieses Stück plättet seine Hörer mindestens einmal durch die schiere Wucht, die das größere Ensemble natürlicherweise mit sich bringt.

Drum herum knetet das PANZERBALLETT die Hirne nicht minder durch und tanzt seine Hörer gewohnt schwindelig mit polyrhythmischen Arrangements und jazziger Spielfreude. Da wäre zum einen „Who The Jack Is Migger?“, das entfernt an „Some Skunk Funk“ von „Tank Goodness“ erinnert. „Coconut“ setzt seinen Focus auf schwere Grooves, spielt stellenweise aber richtig stimmungsvoll und düster auf. So richtig sperrig wird es aber bereits mit dem Opener „Prime Time“, der stellenweise so klingt, als würde das Ensemble gewollt zwei grundverschiedene Melodien gegeneinander spielen. Und der Rausschmeißer „SOS“ leitet sich rhythmisch tatsächlich von der berühmten Morse-Code-Sequenz ab.

„Planet Z“ ist eine echte Herausforderung

Zerhfelds Truppe hält das Niveau wirklich konstant hoch, nicht nur spielerisch, sondern auch kompositorisch. Jedes einzelne Stück stellt eine Herausforderung dar, durch die man sich als Hörer erst einmal durchwurschteln muss, besonders dann, wenn man als muikalischer Laie herangeht. Doch die Mühe zahlt sich aus: „Planet Z“ lässt die Grenzen zwischen Jazz und Metal komplett verschwimmen und in einer nach wie vor ziemlich einzigartigen, kompromisslosen Symbiose miteinander verschmelzen. Teilweise darf man sich fragen, ob einige Songenden etwas eleganter und weniger abrupt hätten geraten können. Doch das ist auf weiter Flur das einzige, was man „Planet Z“ wirklich zum Vorwurf machen kann.

PANZERBALLETT liefern ein sehr komplexes Album, an dem man als Hörer lange zu knabbern hat. Die Rotation zwischen den Songschreibern hat scheinbar bewirkt, dass die Stücke musikalisch extrem dicht geworden sind und kompositorische Abwechslung praktisch aus der Natur der Sache entstanden ist. Das sind Songs, die man teilweise regelrecht studieren muss, bevor man Spaß an ihnen haben kann. Also (wieder mal) nichts für Schönwetter-Metaller, was Chefkoch Zehrfeld und Co. hier gebraut haben. Wer jedoch Spaß am Erfroschen von Musik hat, wird mit „Planet Z“ mehr als glücklich werden. Und wer sich gerne das Hirn durchkneten lässt, sowieso.

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02.10.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Panzerballett - Planet Z

  1. EvilKnevil667 sagt:

    Wie immer abgefahrener Scheiss! Nebenher hören ist da nicht drin.

    8/10