Panzerballett - Breaking Brain

Review

Der Blackjazz ist tot. Glücklicherweise können sich Liebhaber des jazzigen Metals (oder des metallischen Jazz) noch immer auf die Meister der Verkrassung verlassen. Denn das Münchener PANZERBALLETT unter Leitung von Jan „Kabelkappe“ Zehrfeld legt mit seinem neuen Album „Breaking Brain“ mal wieder ein amtliches Brett vor.

Falls Ihr das PANZERBALLETT bislang noch nicht auf dem Schirm gehabt haben solltet, dann stellt „Breaking Brain“ den idealen Einstieg in das Schaffen der Münchener Jazz-Verkrasser dar. Denn im Gegensatz beispielsweise zum Vorgänger „Tank Goodness“ geht es hier relativ gesittet zu – für PANZERBALLETT-Verhältnisse versteht sich. Soll heißen, dass die Musik etwas zugänglicher geworden ist.

Das eröffnende „Euroblast“ beginnt entgegen seines Unheil verheißenden Namens mit verträumten Saxofon-Tönen, ehe erst nach kurzer Zeit die Math-Rock-artigen Verknotungen einsetzen, wie man sie vom PANZERBALLETT kennt und liebt. Aber auch diese wirken etwas geordneteter und nicht ganz so impulsiv, wie man das bisher kannte. Ist das ein Problem? Ganz und gar nicht, es erlaubt dem Hörer, die schönen Melodien und die intensive Stimmung des Songs in sich aufzunehmen.

Sind PANZERBALLETT etwa weich geworden? Mitnichten, denn schon beim folgenden „Typewriter II“ – inspiriert von Leroy Andersons „Typewriter“ von 1950 – setzt wieder der altbekannte Irrsinn ein. Die rhythmische Grundlage des Songs bildet das Sample einer tackernden Schreibmaschine, deren *ding* immer das Taktende markiert. Gepaart mit den wuseligen Melodien hat man glatt das Gefühl, dass Jerry Lewis und Frank Zappa einen Song zusammen aufgenommen haben. Beim „Saxdiktator“ geht es dann wieder etwas gemäßigter und jazziger zu – perfekt, um sich nach dem vorigen Song ein wenig zu entspannen.

Nach der folgenden, ulkigen „Mahna Mahna“-Adaption kommen mit „Smoochy Borg Funk“ und „FrantiK Nervesaw Massacre“ zwei Kracher herangepoltert, bei denen das PANZERBALLETT zur absoluten Höchstform aufläuft und die dem Albumtitel „Breaking Brain“ noch am ehesten Tribut zollen. Ersteres teilt sich auf in ein simples Rock-Thema und einem Part, in dem die Hauptmelodie so auf die Instrumente verteilt worden ist, als wollte man das kollektive Gepiepe und Gequake verschiedener Vogelgattungen vertonen. „FrantiK Nervesaw Massacre“ beginnt mit intensivem Tapping, ehe der Song vor lauter Energie förmlich errumpiert und das Saxofon scheinbar erbittert gegen alle anderen Instrumente anzuspielen versucht. Im folgenden, sehr Jazz-lastigen „Shunyai“ werden PANZERBALLETT vom indischen Perkussionisten Trilok Gurtu unterstützt, ehe die wiederum sehr gelungene „Pink Panther“-Adaption das Album beschließt.

Geil? Geil! Sehr geil sogar! PANZERBALLETT schrauben Euch die Schädeldecke ab und massieren Euer Gehirn. Das fühlt sich vielleicht im ersten Moment wie eine Vergewaltigung an, aber bald merkt Ihr, dass die Münchener genau wissen, welche zerebrale Region sie stimulieren müssen, um Euch ein breites Grinsen ins Gesicht zu zaubern. „Breaking Brain“ ist ein ausgesprochen zugängliches Album, das trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) nichts an Intensität missen lässt. Die wie üblich höchst virtuose Riffakrobatik und das professionelle Arrangement von alledem durch den Herrn Zehrfeld machen aus dem fünften Album eine der besten Veröffentlichungen, die der Jazz-Metal zu bieten hat.

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07.11.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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