Panopticon - Roads To The North

Review

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PANOPTICON-Alleinunterhalter Austin Lunn war noch nie jemand, der sich durch die Schublade „Black Metal“ hat einengen lassen. Folk-Elemente, Post-Momente, Melo-Death-Riffs und linkspolitische Texte sind nur ein paar der mehr oder weniger untypischen Dinge, die Mr. Lunn im Laufe der Jahre bei seinem Projekt verarbeitete. Auf dem neuen, fünften Album „Roads To The North“ haut der Herr aus Kentucky jedoch richtig auf die Kacke … Manege frei für das wohl scheuklappenfreiste (Non-Post-)Black-Metal-Album des Jahres.

Und dabei beginnt der Opener „The Echoes Of A Disharmonic Evensong“ so klassisch: Sturmsamples, Schritte durch den Schnee, ein typisches PANOPTICON-Riff (wenn es sowas gibt). Doch schon nach rund zwei Minuten gibt es in Form von modernen Melodic-Death-Metal-Riffs auf die Fresse. Man könnte das eine Verbeugung vor AT THE GATES‘ „Slaughter Of The Soul“ nennen, böse Zungen könnten aber auch von „Metalcore“ sprechen. Damit nicht genug: „One Last Fire (The Long Road, Pt I)“ überrascht und überzeugt mit dem Einsatz eines Banjos, der zweite „The Long Road“-Teil „Capricious Miles“ mit einem ambienten Post-Rock-Part. Im akustischen „Norwegian Nights“ zeigt sich Austin Lunn mit seinem Klargesang von seiner poppigen Seite, in „In Silence“ packt er die brutale Black-Metal-Knüppelkeule aus.

Wie gesagt: Sicher ist es für PANOPTICON nichts Neues, dass herumexperimentiert wird und dass sich genrefremde Einflüsse einschleichen. Dennoch gab es auf keinem der vorangegangen Alben eine solche Fülle von ungewöhnlichen und überraschenden Momenten. Für „Roads To The North“ bedeutet das Segen und Fluch zugleich: Mr. Lunn zeigt sich auf dem Album gnadenlos kreativ, womit man auch beim dritten oder vierten Durchlauf noch Kleinigkeiten erkennt. Dadurch wird sein fünftes Studioalbum zu einer überaus spannenden Angelegenheit.

Gleichzeitig muss gesagt werden, dass der Platte damit der klare rote Faden fehlt, den alle bisherigen Werke von PANOPTICON hatten – auch wenn man teilweise danach suchen musste. Außerdem vermisse ich mehr Parts, die statt zu experimentieren die emotionale Seite ansprechen. Beispiele wie der Schlussteil von „The Echoes Of A Disharmonic Evensong“, das viel zu kurz geratene „Norwegian Nights“ oder der Rausschmeißer „Chase The Grain“ zeigen, dass es geht. „Roads To The North“ ist also nicht gänzlich meisterhaft, und ich würde es auch nicht das beste Album von PANOPTICON nennen. Eines der spannendsten ist es aber auf jeden Fall.

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27.09.2014

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