Panopticon - Revisions Of The Past

Review

Mit „Revisions Of The Past“ erhält der geneigte Zuhörer der amerikanischen 1-Mann-Black-Metal-Band PANOPTICON, einzig bestehend aus Austin L. Lunn, die doppelte Dröhnung. Neu aufgelegt und zusammengefasst wurden das 2011-er Werk „Social Disservices“ und das 2010 erschienene „On The Subject Of Mortality“. Man hört den Alben an, dass sie im gleichen Zeitraum entstanden sind. Und man hört auch, dass PANOPTICON sich von damals bis heute noch ein Stück weiterentwickelt hat. Wehmütige Riffs, wie sie in „Living In The Valley Of The Shadow Of“ oder „Client“ im Schatten anklingen, können sich auf den letzten beiden Alben breit machen und werden im Vordergrund präsentiert. Beides hat seinen Reiz, die Verfeinerung des neuen Materials und eben auch rohe Ursprünglichkeit, wie man sie auf „Revisions Of The Past“ finden kann. Spenser Morris und Colin Marston haben aus dem vorliegenden Material das Beste herausgekitzelt, um es so klingen zu lassen, wie es damals eigentlich gedacht war. Und tatsächlich liegen zwischen den damaligen Aufnahmen und „Revisions Of The Past“ klangliche Welten, die Überarbeitung lässt es wütender und vielschichtiger erscheinen.

PANOPTICON bietet ein Düsterkabinett der Extraklasse

Vieles klang damals noch ungewohnt, PANOPTICON hatte sich in den 2 bzw. 3 Jahren bis zu den Veröffentlichungen in viele Richtungen gestreckt und Dinge verwoben, die auf den ersten Blick so gar nicht passen wollten. Manches fand sich zusammen, wurde sogar zu Trademarks, und manches eben auch nicht. Wo Kreativität waltet, da fällt auch zwangsläufig was hinten runter. Was PANOPTICON schon damals beherrschte, ist atmosphärischen, abwechslungsreichen Sound zu kreieren. „To Make An Idol Out Of Fear And Call It God“ startet post-rockig, nimmt sich Zeit – generell nimmt sich PANOPTICON immer die Zeit, die er benötigt, man beachte das zwanzigminütige „Patient“ – bäumt sich im Mittelteil auf und verbreitet, ganz ohne Schreien und Zetern, eine angenehm dichte und gleichzeitig erdrückende Stimmung.

Auch böser Black Metal möchte gerne schön klingen, selbst wenn er rumpelt

„Watching You“ profitiert besonders von dem aufgefrischten Sound, dieser lässt dieses wutschnaubend startende Meisterwerk endlich verdient poltern und verstärkt gleichzeitig die vorliegende Komplexität. Glatt gebügelt wurde hier selbstredend nicht, dass würde weder zum PANOPTICON Sound passen noch wäre es vom Künstler so gewünscht. Die meisten Schreie scheinen weiterhin aus dem Hintergrund von ganz weit weg zu kommen. Schreie, die dir dein Unterbewusstsein höchstwahrscheinlich täglich sendet. Schreie, die dir das Leben unmöglich machen würden und die deshalb unterdrückt werden. Songs wie „Resident“ sind dann wiederum über 11 Minuten äußerst fortschrittlich, bieten die Verschmelzung von modernem Black Metal mit Death-Schlagseite und ruppigen Folk-Szenen mit Post im Abgang. Das später folgende „Subject“ ist sicher eines der besten Stücke, die PANOPTICON  bis jetzt hervorgebracht hat und auf „Revisions Of The Past“ klingen die neuneinhalb Minuten noch eindringlicher. Das bedrohliche Stampfen, die ruhigen und alles auflösenden Wogen im Mittelteil erstrahlen, ebenso wie die abschließende Post-Schlagzeugoverkill-Eruption, endlich in würdigem Glanz.

Offen bleibt die Frage, ob man es als 1-Mann-Band einfacher oder schwieriger hat, wenn man seine Visionen verwirklichen möchte. Wichtig ist wohl eher, dass man überhaupt welche hat. Und PANOPTICON scheint sie zu haben, denn der betriebene Aufwand war hoch. Segmente wurden entfernt, andere extra neu eingespielt und an allen möglichen Ecken und Enden wurde schon fast penibel und in Millimeterarbeit bis zum Optimum geschliffen. Dass PANOPTICON das Bedürfnis verspürt, sein Material einige Jahre danach zu perfektionieren, unterstreicht den eigenen Anspruch an seine Kunst. Ein Anspruch, den man in jeder Sekunde spürt. Auch ganz ohne Fanbrille kann man zusammenfassen, dass „Revisions Of The Past“ kein liebloser Aufguss, sondern eine Neuauflage mit Mehrwert ist. Mit 100 Minuten Spielzeit kriegt man hier auch einiges zu kauen und entdecken kann man mit PANOPTICON generell einiges. Kommt ganz darauf an, was in deinem Inneren versteckt ist.

25.08.2016
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