Pandorium - The Human Art Of Depression

Review

Manchmal gibt es Platten, die auf den ersten Blick gewöhnlich wirken, einen dann aber nach und nach richtig vom Hocker hauen. „The Human Art Of Depression“ von PANDORIUM ist ein solcher Fall – und das ist gerade mal der Erstling der Mindener Band um Front-Haudrauf Fadil Bajrami. Eigentlich erschien das Debüt der Ostwestfalen schon im September 2013, damals noch in Eigenregie. Aber seit 2014 sind die Herren von PANDORIUM bei Bret Hard unter Vertrag – da passt es ja, dass „The Human Art Of Depression“ genau das ist: Ein Brett vor dem Herren.

Dabei scheinen die Zutaten für den Cocktail von „The Human Art Of Depression“ auf den ersten Blick gar nicht mal so abgedreht zu sein: Harter, technisch anspruchsvoller und unverschämt groovender Thrash Metal, der nicht selten die Luft der Bay Area atmet. Dazu machen PANDORIUM vereinzelte Abstecher in Richtung Black und Death Metal. Das eröffnende „Mankind Has Failed“ beginnt im Midtempo mit bösem Riff und Gitarrengeschredder, dann aber geht sie ab, die Lutzi, und zwar richtig! Der Gesang erinnert dabei dezent an GOREFEST mit vereinzelten CARCASS-Momenten. Mit scheinbar unerschöpflicher Energie riffen sich die Herren von der alten Schule bis hin zur Moderne. Dadurch werden neben klassischen Thrash-Momenten wie im Opener auch Elemente des Neo Thrash eingebunden, man höre etwa den Rausschmeißer „Restrain And Sustain“. Die beiden absoluten Höhepunkte in Sachen Technik und Kreativität bilden „When Darkness Falls“ und „Marvel Synthetics“, in denen sich die Musiker zu Höchstleistungen treiben.

Okay bis hierhin scheint ja noch alles ganz normal zu sein. Um sich von der Masse abzuheben, reicht das gewiss nicht. Deshalb haben PANDORIUM ihre Musik mit progressiven Twists und exotischen Ideen aufgehübscht – daher auch die lange Spielzeit von „The Human Art Of Depression“. Songs von epischer Länger werden mit längeren Instrumentalparts versehen, die kaum langweilig oder gar gezwungen wirken. Belangloses Gefrickel sucht man aber vergebens, immer wenn ein Song droht, repetitiv oder monoton zu werden, schlagen die Mannen einen Haken oder kehren zum Ausgangspunkt des Songs zurück. Und dann gibt es diese göttlichen Parts, in denen subtile Synthies unter die Riffs gelegt werden. Was nach einer simplen Idee klingt, erweist sich als wahrer Glücksgriff für Stücke wie das überragende „From Entirety To Individual“ oder das nicht minder intensive „Striving For Self-Confidence“. Dazu kommen auch vereinzelt akustische Gitarren zum Einsatz, die den Stücken eine dezent arabische oder lateinamerikanische Note verpassen und zur Atmosphäre beitragen. Für Abwechslung ist gesorgt und die Langeweile hat keine Chance – keine Selbstverständlichkeit bei einem Thrash-Metal-Album, dass eine Stunde auf die Uhr bringt. Allerdings nehmen diese Elemente nie überhand, im Zentrum der Aufmerksamkeit steht immer der kernige, westlich orientierte Thrash Metal. PANDORIUM bewahren sich ihre Authentizität.

Ein bisschen Meckern muss dann aber doch sein. Der Gesang ist zwar wirklich gut, könnte aber mehr Abwechslung vertragen. Richtig böse Momente wie im oben erwähnten „When Darkness Falls“ oder dem Rausschmeißer kommen zu selten vor. Abgesehen davon haben PANDORIUM hier ein amtliches Brett vorgelegt, das allerdings aufgrund der Spielzeit – und nicht zuletzt auch wegen der Weltuntergangsthematik – nicht gerade sonderlich leicht verdaulich ist. Aber wer mal wieder Bock hat, seine Mähne kräftig durchzuschütteln, ist hier goldrichtig. PANDORIUM legen mit „The Human Art Of Depression“ einen Traumstart hin, den man definitiv gehört haben sollte.

14.03.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Pandorium - The Human Art Of Depression

  1. Arvid sagt:

    Möglicherweise sind 10 Punkte um eine Punktzahl übertrieben, aber so ein Debüt-Album ist einfach nur Wahnsinn! PANDORIUM haben jetzt schon ihren eigenen Stil

    10/10