Mit ihrem dritten Album bleiben PALEFACE SWISS ihrem Stil treu. Allerdings entwickeln sie ihn auf faszinierende Art weiter, sodass „Cursed“ wie eine Brücke zwischen Zukunft und Vergangenheit wirkt.
PALEFACE SWISS – zwischen Nu- und Extreme-Metal
Wer PALEFACE SWISS kennt, lässt sich auf einen seltsamen Genremix ein. „Cursed“ bildet hier keine Ausnahme. Der erste Song „Hatred“ startet zwar heavy, entfernt sich aber mit groovigen Rhythmen schnell vom Deathcore-Einerlei. Marc „Zelli“ Zellwegers Vocals sind extrem, aber nicht auf genretypische Growls beschränkt. Nur bei gelegentlichen kurzen Pig Squeals kommt Deathcore-Feeling auf. Meistens greift Zellweger auf Shouts und sogar Rap zurück. Wer sich dabei an SLIPKNOTs inoffizielles Debüt „Mate. Feed. Kill. Repeat“ erinnert fühlt, kann beruhigt sein. Was die Jungs aus Iowa mit brachialer Wut und ohne gezielte Produktion begannen, entwickeln die Schweizer von PALEFACE SWISS professionell weiter. Sollten SLIPKNOT jemals den Song „Enough“ hören, könnten sie verwirrt blinzeln und sich fragen: „Wann haben wir das denn aufgenommen?“
„Cursed“ – was ist das?
Es ist erstaunlich, wie sehr „Zellis“ Stimme an die Legenden des Nu-Metal erinnert. Aber auch Colin „CJ“ Hammond braucht sich nicht hinter seinem Drumset zu verstecken. Jeder Schlag sitzt und treibt die Gruppe mit zorniger Wucht an. Was den Maskenträgern einst an Professionalität fehlte, machen PALEFACE SWISS von vornherein richtig. So nimmt sich die Komposition auch Zeit für kleine, aber prägnante Soli, in denen Yannick Lehmann seine flinken Finger präsentieren darf. Hier ein Breakdown, da ein wenig Klargesang und dazwischen auch etwas zum Mitgrölen. Handwerklich passt alles und erinnert an die frühen 2000er – nur härter.
Was macht „Cursed“ so bemerkenswert?
Gutes Handwerk und kreative Ansätze machen noch lange keinen Meilenstein aus. Was die fast dreißig Minuten „Cursed“ so einprägsam machen, ist eine in die Teenagerzeit zurückversetzende Nu-Metal-Mischung. Ob sie es zugeben wollen oder nicht – alle Millennials hatten Berührungspunkte mit KORN, LINKIN PARK und HATEBREED. Wer es damals härter wollte, musste zu Extreme-Metal oder Deathcore greifen. SLIPKNOT waren das Heftigste, was VIVA und MTV tagsüber zu bieten hatten. Allerdings gab es zwischen genannten Bands und SUICIDE SILENCE kaum einen Puffer. Entweder war es hart, oder extrem.
PALEFACE SWISS präsentieren einen Spagat zwischen den beiden Merkmalen, auf den selbst Jean-Claude van Damme stolz wäre. Dabei kopieren sie nicht die alte Garde, sondern gehen den eingeschlagenen Weg mit jugendlichem Elan weiter. „…And With Hope You’ll Be Damned“ klingt beispielsweise wie eine wütende Mischung aus KORN und SUICIDE SILENCE. Mit passendem Sprechgesang und an Jonathan Davis erinnernden „Njanjanja-Vocals“ ist der Song ein Highlight der Platte. „River Of Sorrows“ schafft einen ruhigen, würdigen, aber viel zu frühen Abschluss.
PALEFACE SWISS – Evolution eines Genres
Wenn nur der Angepassteste überlebt, was sagt das über den Deathcore aus? Sind Projekte wie PALEFACE SWISS eine neue Spezies oder nur ein Experiment im schnelllebigen Wettkampf des Musikgeschäfts? Egal wie: Eine so mutige Genremischung wie auf „Cursed“ verdient nicht nur Beachtung, sondern Anerkennung.
Mit ihrem dritten Album präsentieren die Schweizer ein spannendes Werk, das keinesfalls in Vergessenheit geraten darf. Sollte es der Band gelingen, auf der kommenden Tour genauso zu begeistern wie mit der Platte, wird die Zukunft des Deathcore spannend. Und es wäre den Kollegen aus Übersee zu wünschen, dass sie sich eine kleine Scheibe vom Stil der Schweizer abschneiden.
Ich weiß nicht. Die Begeisterung des Reviewers kann ich nicht ganz teilen. Ich finde das ziemlich austauschbar, selbst für ein relativ limitiertes Genre wie Deathcore, gegen das ich überhaupt nichts habe. Naja..