Pain of Salvation - Road Salt One

Review

Man kann den Kauf einer PAIN OF SALVATION-CD durchaus mit dem einer Wundertüte vergleichen. Ebenso wie man sich damals als Kind gefragt hat, was wohl in besagter Tüte enthalten ist, fragt man sich auch heute noch bei jeder neuen Veröffentlichung der Schweden, was einen als Hörer erwartet. Das verhält sich auch bei dem neuen Album “Road Salt One“ nicht anders. Man muss bei Daniel Gildenlöw und seinen Jungs eigentlich immer mit allem rechnen.

Dass sich PAIN OF SALVATION ständig in Bewegung be- und sich immer wieder neu erfinden, macht nicht nur die im Vorfeld veröffentlichte EP “Linoleum“ mehr als deutlich. Der Unterschied zu den vorangegangenen Alben war schon enorm und wer dachte, dass man sich anhand der EP einen ungefähren Eindruck von der Musik, die heuer auf “Road Salt One“ zu hören ist, machen kann sieht sich getäuscht. Zwar ist “Linoleum“ auch auf dem neuen Album vertreten, kann aber lediglich als ein Teilaspekt des Ganzen gesehen werden.

Wie nicht anders zu erwarten, hat die Band abermals ein extrem musikalisches Album aufgenommen, das sich tief vor den Vorbildern und Wegbereitern der progressiven Musik verbeugt. Sowohl die Art und Weise wie die Songs komponiert sind, als auch die Produktion atmen auf angenehme Weise den Spirit der 70er und deren musikalische Aufbruchsstimmung. Das Spektrum, das uns die Schweden auf “Road Salt One“ anbieten, ist enorm. Es finden sich darauf rockige Nummern wie der Opener “No Way“ und “Darkness Of Mine“, bluesige Stücke wie das relaxte “She Likes To Hide“ oder auch sentimentale, melancholische Songs wie das zerbrechliche “Sisters“. Daneben stehen Lieder, die selbst für PAIN OF SALVATION-Verhältnisse ungewöhnlich sind. “Of Dust“ beispielsweise ist einem Choral nicht unähnlich und hat fast schon sakrales Flair. Ebenso melancholisch, verzweifelt und fragil vorgetragen wie “Sisters“ berührt dieses intensive Stück den Hörer. Eine weitere Nummer ist sicherlich auch “Slepping Under The Stars“, das von der Band in die Nähe des französischen Chanson gerückt wurde und ebenfalls zu gefallen weiß.

Zu Gefallen weiß auch “Road Salt One“ als Ganzes ebenso wie die anderen Veröffentlichungen der Band – das war mir irgendwie im Vorfeld schon klar. Aber – und es ist hier ein dickes “aber“- man muss sich auf die Musik von PAIN OF SALVATION einlassen können. Es wird von der Band wahrscheinlich auch niemals ein Album geben, das unter die Rubrik “Easy Listening“ fällt. Deshalb ist es nötig, Zeit für “Road Salt One“ zu erübrigen. Das Album ist nicht so komplex und sperrig wie “Be“ seinerzeit, aber durch die vielen unterschiedlichen Stile, die vielen Nuancen und subtil eingeflochtenen Facetten, die man erst nach mehrmaligem hören vollends realisiert, braucht es trotzdem seine Zeit sich dem Hörer zu öffnen.

Von ihren progressiven Metal-Wurzeln sind PAIN OF SALVATION mittlerweile sehr weit entfernt, daher könnten Liebhaber dieser Richtung Schwierigkeiten mit der Platte haben. Vielmehr ist der Metal-Anteil nur einer unter vielen, den die Schweden munter in ihren Kompositionen etablieren. Für Fans beginnt mit “Road Salt One“ eine neuerliche Reise, die sich wieder einmal eminent von seinen vorherigen unterscheidet. Stagnation wird man vergebens suchen. PAIN OF SALVATION sehen Progressive Rock in seinem ursprünglichen Kontext und entwickeln sich stetig, mit dem nötigen Mut, weiter und man darf jetzt schon gespannt sein, was die Zukunft bringt. Hier und heute sollte dieses schöne und melancholische “Road Salt One“ die Fans zufrieden stellen.

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10.05.2010

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