Pain of Salvation - On The Two Deaths Of

Review

PAIN OF SALVATION beglücken ihre Fans mit einer weiteren DVD. Sogar einer doppelten. Zum einen gibt es eine Dokumentation der BE-Tour („Sixworlds/Eightdays“) auf der ersten DVD und zum anderen einen Konzertmitschnitt des Scarsick-Auftrittes („Touching You Harder“), welcher in Amsterdam im Paradiso aufgenommen wurde. Weil es zwei sind, nennen die Schweden ihr Package „On The Two Deaths Of Pain Of Salvation“.

Beginnen wir mal mit der ersten DVD, also dem ersten POS‘ Tod. Sie beginnt mit Daniel Gildenlöw, wie dieser die letzten Klick-Tracks am Laptop bastelt und fährt fort indem sie eben diesen Daniel Gildenlöw darüber lamentieren lässt, dass seine Stimme aufgrund einer Erkältung nicht so recht funktionieren möchte. Die Generalprobe wird kurz abgehandelt und dass es für den damaligen Drummer Johan Langell kein leichter Abschied von seiner Familie war wird auch erwähnt. Es folgen Videoschnipsel aus dem Tourbus und die ersten Backstage-Einblicke (ZecheCarl – Essen), bei denen anfangs erwähnter Daniel Gildenlöw sein Stimmchen erwärmt und sich noch einmal über seine Stimmprobleme auslässt. Bis jetzt also kein großer Unterschied zu DSDS. Und bis jetzt auch nur für eingefleischte Fans und Daniel-Groupies ansatzweise interessant. Ansatzweise. Man erfährt, dass POS schon nach wenigen Tagen wenig Lust auf das Touren (nicht auf das Auftreten) hatten und relativ gelangweilt am Tourleben teilnahmen. Die Jungs hätten mal die „Live After Death“-Tourlist der eisernen Jungfrauen anschauen sollen, dann hätten sie vielleicht nicht so über ihre paar Auftritte genörgelt. Nun, was gibt es noch? – Ein paar Gespräche mit dem Tourmanager, ein paar Einblicke in die Merchandise-Verkaufszahlen, ein infiziertes Bassistenauge und 116 Dezibel Publikumsgekreische. Gepflegte Langeweile, die eher an einen Nachurlaubsdiaabend erinnert, als an eine interessant gestaltete „Making Of“-DVD.

Die Extras der DVD sind schon ein ganzes Stück unterhaltsamer. Die von Filmmacher Per Hillblom und Mr. Gildenlöw kommentierte Version beantwortet so manch eine Frage und ist mit einer guten Priese Ironie und Witz gewürzt. Für den Fan der früheren POS, also vor „Scarsick“, bleibt allerdings etwas Wehmut im Herzen, da ja der Bruder des nun schon mehrmals erwähnten Daniel Gildenlöw Kristoffer „gebeten wurde die Band zu verlassen“, wie es am Ende der ersten DVD im Abspann erwähnt wird. Schade, da sowohl die Bühnen-, als auch die Offstage-Wirkung von Kristoffer sehr sympathisch daherkommt, bzw. daherkam. Gründe für seinen Zwangsausstieg sind auf der DVD jedenfalls nicht zu erkennen. Sie werden aber auch nicht thematisiert.

Nachdem mich der erste Teil also nicht komplett überzeugt hat, freute ich mich umso mehr auf die tatsächliche Live-DVD.

Bei ihrem Scarsick-Auftritt verzichtet die Band auf Videoprojektionen und lässt ihre Show relativ rockig und real im Vordergrund stehen. Technisch sind POS sowieso über jeden Zweifel erhaben und lassen das auch recht oft durchblicken. Besonders der Umstand, dass bei dieser Band jedes der Mitglieder singt, zeigt, wie sicher die Musiker sich in ihrem Metier bewegen und wie gut sie aufeinander eingespielt sind. Der Frontmann lässt seinen Charme spielen und überzeugt mit guter Bühnenpräsenz. Auch der zweite Gitarrist macht ordentlich Dampf mit seiner Show, die allerdings oft an das ums Feuer tanzende Rumpelstilzchen erinnert und die Frage aufwirft, ob man wirklich jeden Gitarrenton mit einer speziellen Mimik betonen muss. Vielleicht sind seine Seiten so dünn, dass es den schwedischen Rambo schmerzt? Die Setlist umfasst Songs aus allen Schaffensperioden von PAIN OF SALVATION. Wer sich also vor einer ausschließlich auf Scarsick-Titeln beruhenden Live-Performance gefürchtet hat, kann beruhigt zugreifen. Zusätzlich gibt es ein Cover von Leonard Cohens „Hallelujah“, das ich aber ziemlich daneben finde, da es kitschig und bombastisch-schunkelnd interpretiert ist, während das Original mit rudimentären Mitteln unter die Haut geht.
Der Klang der DVD ist okay (gemischt und gemastert von Jens Bogren), auch wenn der typische POS-Sound nicht jedermanns Sache ist. „Touching You Harder“ beinhaltet, ebenso wie die erste DVD, einige Extras, die man allerdings mittels eines Quizes erst freischalten muss. Dann kommt man unter anderem in den Genuss neuer Photos von PAIN OF SALVATION (durch den Abgang von Simon Anderson sind diese nicht mehr ganz so aktuell) und frühen Demoversionen von drei Scarsick-Songs.

Für diejenigen Fans, die noch kein Livekonzert von POS erlebt haben, sollte die zweite DVD auf jeden Fall ein Ansporn sein, dies zu ändern.

Tracklist – Live in Amsterdam:
01 Scarsick
02 America
03 Nightmist
04 ! (Foreword)
05 Handful Of Nothing
06 New Year’s Eve
07 Ashes
08 Undertow
09 Brickworks 1 (Parts II-IV)
10 Chain Sling
11 Diffidentia
12 Flame To The Moth
13 Disco Queen
14 Hallelujah
15 Cribcaged
16 Used

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23.03.2009

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