Pain - Dancing With The Dead

Review

Eigentlich war es unausweichlich: Peter Tägtgren musste irgendwann mal den langen, durchfeierten Nächten und seinem Alkoholkonsum Tribut zollen. So geschehen vor ein paar Monaten in einer Bar, in die es ihn nach einem langen Studiotag verschlagen hat. Nach ein paar Rum mit Cola brach er zusammen und hatte sogar eine Zeitlang keinen Puls mehr, bis ihn seine Begleiter wieder ins Leben zurückholen konnten. Ein Zusammenbruch als Resultat harter Arbeit und harten Alkohols.
Doch hat Herr Tägtgren daraus gelernt? Nein, am nächsten Abend wurde er wieder in derselben Bar gesichtet. Und das Schönste: Aus diesem Kollaps wuchs die Inspiration für sein neues PAIN-Album „Dancing With The Dead“. Ein aus dem Leben gegriffener Titel also, durch dessen Background sich Songtitel wie „Not Afraid To Die“ und „A Good Day To Die“ oder die beklemmende Stimmung, die einigen Tracks auf diesem Werk inne wohnt, von alleine erklären.
Musikalisch hat sich im Vergleich zum Vorgänger „Nothing Remains The Same“ viel getan. Einige Tracks gehören zum Härtesten, was der bekannsteste Workaholic der Metalszene mit PAIN bisher für die Nachwelt festgehalten hat (u.a. „Don’t Count Me Out“, „A Good Day To Die“, „Tear It Up“). Daneben sind seine Melodien jedoch noch ausgefeilter und gleichzeitig eingängiger ausgefallen, was z.B. die Vorabsingle und der Megaohrwurm „Same Old Song“, der Mitsinghit „Nothing“ oder das abschließende „The Third Wave“ beweisen. Zwischendrin schafft er es noch dazu, Abwechslungsreiches aus gewieftem, weil verschiedene Atmosphären erzeugendem Programming und sphärischen Metalsounds einzuflechten („The Tables Have Turned“) und seine in der Gesamtheit vielleicht beste, cleane Gesangsleistung abzuliefern. Hut ab!
Aber was bis jetzt nach einem Hitalbum ohne Fehl und Tadel klingt, hat auch seine kleinen Haken. Und hier greift derselbe Kritikpunkt, den ich schon beim Vorgänger angebracht habe. Zwischen all die Volltreffer schleicht sich seit dem Überfliegerwerk „Rebirth“ leider immer wieder der ein oder andere Ausfall. Entweder hängt das Riffing schlaff wie das beste Stück eines 70-Jährigen in den Boxen („My Misery“) oder die elektronischen Arrangements ziehen ein riesiges Gähnen nach sich, anstatt den metallischen Part sinnvoll zu untermalen („My Misery“, „Stay Away“).
„Dancing With The Dead“ muss man am Ende aber dennoch zugute halten, weniger unnötigen Balast mitzuschleppen als sein Vorgänger. Aus diesem Grunde gibt es für PAIN-Album Nr. 4 einen redlich verdienten Punkt mehr als für das Drittwerk. Bleibt nur zu hoffen, dass Peter Tägtgren ab jetzt nicht jedesmal dem Tod von der Schippe springen muss, um sich kreativ zu steigern.

16.03.2005
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