Paganizer - Beyond The Macabre

Review

Wir Metal-Journalisten sprechen gerne von einem „Tausendsassa“, wenn jemand drei oder vier Bands hat und sie alle halbwegs regelmäßig bearbeitet. Selten haben wir dabei Rogga Johansson im Kopf. Hier die Bands mit seiner Beteiligung, die alleine 2022 mindestens eine Veröffentlichung herausgebracht haben (und alles, was „kleiner“ als eine EP ist, ist aus Platzgründen rausgefallen): BATTLE AXIS, ECHELON, FURNACE, GAUNTLET RULE, MASSACRE, RIBSPREADER, THOSE WHO BRING THE TORTURE und WAR MAGIC. Und natürlich: PAGANIZER, denn auch bei Mr. Johanssons Irgendwie-Hauptprojekt steht seit Ende Juni eine neue Platte in den Regalen.

Rogga Johansson bleibt Rogga Johansson

„Beyond The Macabre“ heißt diese, und wer große Zweifel hat, wie das insgesamt zwölfte Full-Length-Album des Schwedenvierers klingt, der hat bisher wohl noch nie eine der anderen Platten gehört. PAGANIZER sind eben PAGANIZER, und Rogga Johansson bleibt Rogga Johansson, obwohl er sich in den letzten Jahren vereinzelt sogar in Heavy- und Power-Metal-Bands engagiert hat. Heißt: Der Vierer spielt auch auf „Beyond The Macabre“ klassischen Elchtod nach Stockholmer Vorbild, vor allem DISMEMBER standen schon immer Pate für den Sound.

Was man von einem PAGANIZER-Album erwartet

Das hat sich auch anno 2022 nicht geändert, und so klingt „Beyond The Macabre“ eben nach genau dem, was man von einer PAGANIZER-Platte erwartet: brutales Songwriting, Gitarrenmelodien hier und dort, bester Schwedensumpf-Sound, Uffta-uffta-Schlagzeug und das alles ohne jeden Blick über den Tellerrand. Gerade letzteren braucht man natürlich nicht, wenn man einfach nur ein Swedish-Death-Metal-Album wie aus den Neunzigern hören möchte, und genau das liefern Rogga Johansson und seine Mitstreiter jedem, der von „Like An Everflowing Stream“, von „Into The Grave“ oder „Left Hand Path“ nie genug bekommt, aber zwischendurch doch leicht variierte Riffs hören möchte.

REVOLTING oder HOUSE BY THE CEMETERY zeigen, dass es anders geht

Dass Johansson nicht nur Abklatsch produzieren kann, hat er in den letzten Jahren jedem Unkenrufer bewiesen. Man höre das „Entrance To The Otherworld“-Album seines nach ihm selbst benannten Soloprojekts, man höre REVOLTING, man höre HOUSE BY THE CEMETERY. Mit all diesen Bands hat der Rogga gezeigt, dass in ihm eine Menge guter Ideen schlummern, die sich vor den großen Namen des Subgenres kein Stück weit verstecken müssen. Bei PAGANIZER sieht es nun so aus, dass die Band fast nicht mit ihrem Gründer, Sänger und Gitarristen mitgewachsen ist. Klar, „Beyond The Macabre“ ist alles andere als schlecht gemacht, und „Left Behind To Rot“, „Sleepwalker“ oder „Menschenfresser“ sind alles klasse Death-Metal-Hits. Etwas Besonderes, einen Knaller sucht man hingegen (fast) vergebens. Beinahe tragisch mutet es an, dass der Rausschmeißer „Unpeaceful End“ dem am nächsten kommt – weil Karl Willets (MEMORIAM, Ex-BOLT THROWER) hier als Gast am Mikro aushilft und dem Stück seine markante Stimme verleiht.

„Beyond The Macabre“ hat PAGANIZER sicher Spaß gemacht

Wie gesagt: Es gibt Hits, es gibt Riffs und Leads, die wunderbar ins Ohr gehen, und mit „Unpeaceful End“ feat. Karl Willets gibt es einen tollen Höhepunkt zum Abschluss der Platte. Was fehlt, ist aber das, was Rogga Johansson bei den anderen genannten Projekten in den letzten Jahren noch als i-Tüpfelchen hinzugefügt hat: Seine markante Art, die Death-Metal-Axt zu spielen und trotz der Tatsache, dass das alles irgendwie als „Old School Death Metal“ verbucht werden muss, eigenständige, höhepunktlastige Songs zu schreiben. Oder um es andersherum auszudrücken: Johansson ist gewachsen, PAGANIZER stecken immer noch in den Neunzigern fest. Das mag den involvierten Musikern Spaß machen, warum man sich aber nicht auch irgendein anderes Album der Band (oder gleich eines der Vorbilder) anhören sollte, müssen die Herren beantworten.

26.07.2022
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