P. Paul Fenech - Skitzofenech

Review

P. Paul Fenech wird nicht nur von Szenekennern als einer der Erfinder des Psychobilly betrachtet. Psychobilly? Richtig, das hat mit Rockabilly zu tun. Und mit Punk; grob gesagt ist Psychobilly eine Mischung aus beidem. Erkennungsmerkmale sind u.a. Kontrabass, Gretschgitarre, Texte über Tod und Teufel sowie Frisuren, die jeden Friseurlehrling in den Wahnsinn treiben würden. Oder dazu brächten, sich in eine stumpfe Splissschere zu stürzen.

Mit seiner Band THE METEORS gehört Mr. Fenech zu den bekanntesten und erfolgreichsten Vertretern des Psychobilly. Da ihm die Psycho-Schublade allein jedoch zu eng ist, veröffentlicht er seit geraumer Zeit auch Soloalben. In der Vergangenheit waren es sechs Stück, No. sieben, ”Skitzofenech“, liegt jetzt vor.
Man muss kein Psychotherapeut sein oder selbst in der Klapsmühle hocken um das Wortspiel im Titel zu verstehen. Schizophren ist er also, der P. Paul. Ob das ein Hinweis auf die Hin- und Hergerissenheit zwischen Psychobilly einerseits und Country, Rock’n’Roll und Rockabilly oder auf einfach recht unausgegoren wirkendes Songmaterial sein soll, erfährt der potenzielle Hörer nicht.

Und ehrlich gesagt muss es ihn nicht interessieren. Genau wie ”Skitzofenech“ an sich. Denn das, was uns hier als ”andere Seite von P. Paul Fenech“ und ”Produkt seiner einzigartigen Songwriterfähigkeiten“ schmackhaft gemacht werden soll, klingt so prickelnd wie die verschollen geglaubten ersten Gehversuche von Heino an der Blockflöte- damals, im Krieg, im Kinderensemble „Die Frechen Eifelspatzen“. Oder eben eine handvoll aussortierter Songs, die als keines METEORS-Album würdig erachtet wurden. Das wäre nämlich eine Nestbeschmutzung erster Art gewesen. Eine andere plausible Erklärung für diese diffuse Ansammlung zusammenhangloser und (absichtlich?) unnötig rudimentär produzierter Titel finde ich beim besten Willen nicht. Wollten die Mitmusiker von Herrn Fenech deswegen auch nicht erwähnt werden, oder warum sonst ist außer dem Chef selbst niemand namentlich genannt?

Okay, es gibt auch Hörenswertes auf ”Skitzofenech“. Z.B. ”Nick And The Preacher“, einen Uptempo-Countrysong mit bösem Text oder die bei mittlerer Lautstärker bereits bedrohlich scheppernde Saufhymne ”Damned Happy“. Stilistische und musikalische Untiefen werden hingegen mit dem Opener ”The Lost (P)“ und dem reichlich überflüssigen Johnny Cash-Cover ”Ring Of Fire“ ausgelotet. Lieber Paule, spätestens mit dieser Nummer hast Du Dir ins eigene Nest gekackt. Ganz mies!

Tjaaa, man könnte sich jetzt denken, dass das nicht mehr auf meine persönliche Kaufempfehlung des Monats rausläuft. Irrtum. Besorgt Euch das Ding und schenkt es Eurem ärgsten Feind! Der wird sich ganz schön ärgern. Zu unterbieten ist natürlich auch diese Platte mit weitaus schlechterem Psychobillystoff. Hinweise verkneife ich mir. Alle, die von diesem Genre noch gar keine Ahnung haben, sollten sich jedoch ”Wrecking Crew“ von den METEORS oder -noch besser- irgendwas von MAD SIN anhören.

13.05.2008
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