Owl - You Are The Moon, I Am The Night

Review

Dass das neue OWL-Album genau, wie eigentlich alle Zeitgeister-Veröffentlichungen, nicht mit Slogans wie “leicht verdaulich” oder gar “fröhlich” auskommt, wird niemanden überraschen. Gut, großartig neu ist auf „You Are The Moon, I Am The Night“ ohnehin wenig, dafür schreitet Christian Kolf auf seinen Death Metal-Pfaden aber unbeirrt und kompromisslos voran. Das selbstbetitelte Debütalbum lag schon schwer im Magen, „You Are The Moon, I Am The Night“ lässt aber jedes Glied im Körper schwer werden.

Unverkennbar ist, dass die Inspiration OWLs vor allem aus dem eigenen Haus kommt, zumindest was die feinen Details anbelangt, die mit Death Metal eher wenig zu tun haben. Von ISLAND, über WOBURN HOUSE bis hin zu VALBORG fühlt man sich immer mal wieder gern an andere Projekte mit Beteiligung von Christian Kolf erinnert. Kombiniert mit dem Grundgerüst aus eher langsamem und schwerem Death Metal gibt das ein bedrohlich finsteres Gebilde ab, dessen Weg mit dem Achtzehn-Minuten-Brocken zum Start bereits beschwerlich ist und es auch bis zu seinem Ende bleibt. Die Mischung ist dabei wie üblich entscheidend und von flottem, deftig mundendem Material („Sombre Cortile“) bis hin zu erhaben epischen Momenten („Memories Of Dead Dreams“) bietet OWL genug Abwechslung, ohne einen Zusammenhang vermissen zu lassen. Der doomig schwarze Death Metal zeigt eines ganz deutlich, egal in welcher Form Christian Kolf musiziert, alles umgibt eine düstere, tief in die Gefühlswelt des Hörers vordringende Überzeugungskraft, die einfach packend ist. Hat WOBURN HOUSE vor allem Melancholie erzeugt, fühlt man sich nach dem Hören von „You Are The Moon, I Am The Night“ doch ziemlich geplättet, denn die Emotionen, die in diesem Album stecken und welche es in jeder Sekunde verbreitet, sind alles andere als einfach zu verdauen.

In Einzelteile zerlegt mag das Zweitwerk OWLs gar nicht so spektakulär klingen, doch mit welch einfachen Mitteln hier Atmosphäre und Stimmung in sich geschlossen und doch auf ganz verschiedenen Ebenen agierend transportiert werden, ist nichts anderes als beeindruckend. Allein der mit kurz aufkommendem Klargesang garnierte Mittelteil vom bereits genannten „Memories Of Dead Dreams“ ist von solch unnahbarer Schönheit, dass es einem fast die Tränen in die Augen treibt. Beinahe erschütternd ist der Spannungsbogen, den „Clouds Of The Mourning Spring“ nimmt, der nach postrockigem Beginn düstere Wolken aufkommen lässt und in einem Gewitter aus schnellem Schlagzeugspiel und verqueren Riffs mündet.

Dass die Platte am Ende mit beinahe fünfzehn Minuten Synthie-Gewaber sein Ende in einem Ambient Stück findet, ist etwas schade, kann den positiven Eindruck des üppig ausgestatteten restlichen Material aber nicht schmälern. Nein, „You Are The Moon, I Am The Night“ ist genau das, was ich von OWL erwarte: Ein erneut hoch emotionales Kunstwerk, das in nahezu allen Momenten ergreifend ist!

29.06.2013

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