Owl - Owl

Review

Es ist mir schon ein wenig unangenehm: Da liegt das selbstbetitelte Debut von Christian Kolfs neuem Projekt OWL schon seit Wochen auf meinem Tisch – und ich komme einfach nicht dazu, die Scheibe zu rezensieren. Andererseits will ich bei der Besprechung von ZEITGEISTER-Veröffentlichungen auch nicht immer dieselben Lobeshymnen schreiben, so dass ich jetzt immerhin die Zeit nutzen konnte, Ideen für die Rezension zu sammeln:

„Destillation (lat. destillare „herabtröpfeln“) ist ein thermisches Trennverfahren, um ein Gemisch verschiedener, ineinander löslicher Stoffe zu trennen. Die Voraussetzung für die Anwendung des Verfahrens ist die unterschiedliche Zusammensetzung der Flüssigkeit und des Dampfes.“

Was hat dieses Zitat jetzt mit OWL zu tun? Wer die letzten beiden ISLAND-Veröffentlichungen „Island“ und „Enigma Of The Stars“ kennt, oder sich an meine Rezensionen erinnert, weiß, dass ich den dort zu findenden ruhigeren Ansatz sehr mag, mir der Kluft zwischen genannten Veröffentlichungen und dem über Vendlus veröffentlichten „Orakel“ bewusst bin. OWL (das meines Wissens übrigens nichts mit dem wunderschönen Ostwestfalen zu tun hat…) schließen nun einen Kreis – im Sinne des oben genannten Trennverfahrens.

Es scheint mir, als seien ISLANDs letzte Veröffentlichungen das Destillat aus der noch ungeschliffenen künstlerischen Suppe (ja, das war Absicht), die auf „Orakel“ zu finden war. ISLAND stellen demnach den leicht(flüchtigen) Bestandteil dar, der nun – konzentriert und verfeinert – eine eigene musikalische Identität besitzt. Der „Sumpf“ dagegen (ja, so nennt man das – da steckt keine Wertung drin!) ist OWL, deren Debut sehr schwer ist, gleich dem Teer, der bei der Öl-Raffination zurückbleibt.

Das rede ich natürlich jetzt nicht einfach daher: Was ich in den ersten vier Songs auf „Owl“ höre (ich verzichte an dieser Stelle auf die Nennung von Namen, da diese den Rahmen der Rezension sprengen würden – Interessierte dürfen unten nachschauen…), ist meines Erachtens tatsächlich der Death Metal-Bastard, der auf „Orakel“ immer wieder mal durchkam, sich aber nicht so richtig durchsetzen konnte. Hier ist er nun aufkonzentriert – nicht ganz so schräg wie die GORGUTS zu ihren besten Zeiten, aber die Richtung stimmt. Nicht ganz so spontan und ungeschliffen wie VALBORG, aber es ist derselbe kreative Geist, der die erste Hälfte des Albums durchzieht.

Was dann als letztes, dreißigminütiges Stück kommt, lässt sich in das bisher aufgebaute Bild wohl nur so einfügen: Der Geruch des „Sumpfes“. Christian Kolf probiert sich (laut dem Zeitgeister-Facebook nicht das erste Mal) an Ambient – wabernde Synthesizer-Flächen steigen über den pechschwarzen und schweren Songs der ersten Hälfte auf, treiben dem Hörer einen unangenehmen, süßlichen Duft in die Nase (auch das war Absicht!), stellen kurzum den Gegenpol zu zähen Death Metal-Masse der ersten halben Stunde dar.

Aber ich muss sagen: So ganz reißt mich das abschließende Ambient-Stück nicht mit – dafür ist es für meinen persönlichen Geschmack einfach zu lang und zu monoton. Und es verrät, dass OWL vielleicht doch ein Azeotrop ist, das trotz aller Bemühungen keine homogene Zusammensetzung erreicht. Naja, vielleicht müssen wir einfach noch ein bisschen heizen und warten – aber was da heraus kommt, will ich mir gar nicht vorstellen…

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01.05.2011

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