The Fall ist ein umtriebiger Mann: Nicht nur spielt er als Live-Bassist bei den mittlerweile doch recht häufig zu sehenden MG?A, nein, 2017 brachte er nun auch noch das selbstbetitelte Debütalbum seines Soloprojekts OVER THE VOIDS… heraus. Darauf merkt man durchaus, dass The Fall bei MG?A aktiv ist, denn es ginge nicht mit dem Teufel zu, wenn er sich dieses Gespür für einfache, doch effektive, genau auf den Punkt gebrachte Kompositionen nicht bei Mr. M. gelernt hätte.
MG?A sind hier hörbar … und doch wieder nicht
Dabei klingt „Over The Voids“ nicht einmal sonderlich stark nach MG?A (oder einem der anderen Projekte, in denen The Fall involviert ist). Klar, gewisse Ähnlichkeiten sind vorhanden, aber es ist vor allem die Art und Weise, Kompositionen zu präsentieren, die an „Exercises In Futility“ erinnert, als die Komposition selbst. OVER THE VOIDS… klingt kälter, ein wenig nordischer. Und doch: Dieser Mittelteil im Opener „Battle Of Heaven“, dieses Hauptthema von „Prophet Of The Winter“, das lässt die Gedanken schon häufiger in Richtung Krakau wandern. Und apropos „Hauptthema von ‚Prophet Of The Winter'“: Man könnte dem Rest des OVER THE VOIDS…-Debüts vorwerfen, dass auf lange Sicht zu wenig hängen bleibt. Aber diese Melodie, holla, diese Melodie – geht es denn bitte eindringlicher? Geht es ohrenschmeichelnder? Fraglich!
„Prophet Of The Winter“: instant Gänsepelle!
Trotzdem bleibt das Problem: Wenn nicht gerade „Prophet Of The Winter“ läuft und instant Gänsepelle auf die Unterarme treibt, fehlt es „Over The Voids“ ein bisschen an Höhepunkten. „Battle Of Heaven“ zum Beispiel bietet für seine 13,5 Spielminuten zu wenig, als dass man nicht gelegentlich zur Skip-Taste blicken würde. Zudem fällt das Stück aus dem doch eher melodischen Kontext des Albums raus. „Ghosts Lay Eggs“ ist dann schon sehr viel knackiger und zugespitzter, richtig einschneidend und zwingend wird das Album aber eben erst mit dem genannten „Prophet Of The Winter“. Anschließend gibt es mit „Never Again Will They Hunger“ noch einen relativ kalten Track, der atmosphärisch irgendwo zwischen Polen und Norwegen steckengeblieben ist, mit wunderbaren choralen Gesängen aber immerhin die Augenbrauen in die Höhe zucken lässt.
Das OVER THE VOIDS…-Debüt ist ein zweischneidiges Schwert
So ist „Over The Voids“ ein bisschen ein zweischneidiges Schwert: So sehr man das Album mögen möchte, so grundsympathisch es anfangs daherkommt – langfristig bleibt leider nur jener eine Übersong hängen. Der dafür aber richtig – was macht man als Rezensent mit einer solchen Platte? Im Grunde würde sich „Over The Voids“ bei soliden sechs Punkten einpendeln, es gibt jedoch einen dicken, dicken Pluspunkt für den Song, der möglicherweise der Black-Metal-Hit des letzten Jahres ist: „Prophet Of The Winter“.
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