Outlawed - Stormbound

Review

Django diffundierte durch die Schwingtür in den düster-dreckigen Saloon, dessen unaussprechliches Eau de Toilette sich zu gleichen Teilen aus dem getrockneten Schweiß ebenso hart reitender wie ausdauernd saufender Cowboys und den garstigen Dünsten billigen Fusels zusammensetzte.
Wie beiläufig stieß er mit dem staubigen Stiefelabsatz gegen den mitgeschleppten Holzsarg, dessen Deckel augenblicklich aufsprang und den Blick auf die Maschinen-Bleispritze freigab.

“Peng-Peng!“ sagte er nur.

Sogar der hartgesottenste unter den anwesenden Strolchen, der knorrige Horsedig-Willy mit einem Gesicht wie eine Keule, konnte lediglich ängstlich zu Doc Krögmanögg hinüber starren – dem einzigen unter den Saloon-Gästen, der sie jetzt noch zu retten imstande war. Nämlicher Kerl mit dem affigen Bowler, der den Boten ihres nahenden Untergangs bisher nur im versifften Spiegel betrachtete, den der Bartender hübsch schief hinter seiner Theke aufgehängt hatte, drehte sich gemächlich auf seinem Hocker um und grinste Django dann mit lässig auf den Tresen gestützten Ellbogen an.

“Peng-Peng im Arsch, Du Depp! Im Arsch gibt’s bei Chez André auf der anderen Straßenseite übrigens umsonst…“

Mit dem Doc darf sich selbst ein Django nicht anlegen. Und auch “Stormbound“ nicht…
wo es für den alten Django reicht, kann es den weltgewandten Connaisseur gediegenen Thrash Metals Dr. cult. Fliwulap Krögmanögg nicht völlig vom Barhocker hauen, was OUTLAWED hier an Western-Thrash-Death-Metal anzubieten haben.

Da kann auch das stimmungsvolle Akustik-Klampfen-Intro nichts dran rütteln, womöglich auch, da es deutlich zu lang ausgefallen ist. Danach geht es mit dem titelgebenden “Stormbound“ zunächst eigentlich recht formidabel weiter. Melodisches, dennoch hartes Geriffe mit einigem Wiedererkennungspotential trifft auf wüstes Gekeife und recht verständliches Gegrowle, aber auch auf ein wenig verstolpert wirkendes Break und ein fades Halbsolo, bevor der eingängige Refrain die Sache rettet. Dabei erinnern die Österreicher stellenweise an die kanadischen QUO VADIS zu “Day Into Night“-Zeiten, freilich ohne deren unbestreitbar große Klasse zu erreichen.

CARCASS haben mit ihrem Herzwerk auch Eingang ins vom Sturm gepackten Songwriting gehalten, bleiben dabei aber leider zu sehr im Hintergrund, sprich die Nachhaltigkeit geht auf Grund des im weiteren Verlauf nicht mehr so zwingenden Riffings ein wenig flöten.
Dennoch ist stets zu spüren, dass sich die Band um Abwechslung bemüht und es hieße, derbe zu lügen, den Jungs das Händchen für die ein oder andere recht feine Melodie abzusprechen.

Leider sind gerade die Melodiebögen nie so konsequent in Szene gesetzt, dass die Songs komplett durchzünden, um Doc Krögg die Nabelschnur richtig auf links ziehen zu können.
Auch wenn’s um fiese Raserei geht, so beispielsweise auf “Rotten (Tower Of Thoughts)“ gehört, hallt das Geballer ohne große Nachwirkung durch’s Death Valley.

Eigentlich schade, denn der feine Titelsong als auch das ansprechend aufgemachte Booklet, überhaupt die Western-Thematik haben zunächst große Erwartungen geweckt, doch zu oft versumpfen die guten Ansätze im Songwriting, zu oft tauchen lahme Stellen auf, so dass “Stormbound“ nicht ganz der Brocken ist, der er hätte sein können.

Bei weiterer Elaboration ihres Materials, der ein oder anderen Straffung haben OUTLAWED aber das nächste Mal bestimmt so viel blaue Bohnen übrig, dass es reicht, den Doc gleich zweimal zu erschießen.

Django ist Doc Krögmanögg übrigens nur denkbar knapp entkommen – und der Doktor war nur mit einem Pommespicker von seiner Currywurst-Schranke-Platte bewaffnet…

15.03.2015

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