OTTONE PESANTE, was etwa für „Heavy Blechbläser“ steht, spielen Brass Metal. Was das sein soll? Steht das nicht im Namen? Bei den Italienern sind sämtliche Saiten- und Tasteninstrumente aus dem Fenster geflogen. Übrig geblieben ist das Schlagzeug, eine Posaune und eine Trompete. Und damit ziehen die Italiener los, um – ich kann nicht glauben, dass ich das gerade schreibe – instrumentalen Tröten-Thrash zu spielen. Womit ich jedoch nicht gerechnet hätte, ist, wie gut das Full-Length-Debüt „Brassphemy Set In Stone“ tatsächlich sein würde.
OTTONE PESANTE blasen zum Angriff – buchstäblich!
Wollte man die Musik mit irgendetwas vergleichen, so käme vermutlich eine Guggenmusik-Kapelle in den Sinn, die beim Faschingsumzug einen massiven Rappel bekommen hat und komplett am Rad dreht. Die Schlagzeuger hauen haufenweise zackige Backbeats raus und die Trompeter blasen zum jüngsten Gericht. Ungefähr so klingt die Musik der Italiener. Dabei steckt aber natürlich mehr als nur ein Gimmick hinter der Musik des Trios.
Zuvorderst ist da natürlich trotzdem erstmal der Wacky-Faktor. Allein die Vorstellung, etwas Thrashiges, Speediges mit Posaunen und Trompeten zu spielen, ist absurd. Und in gehörter Form klingt das zunächst einmal befremdlich. Man steht dann vor dem Album und denkt sich nur: „Junge, die haben das echt durchgezogen.“ Dieses Trio hat diesen Ansatz absolut kompromisslos verfolgt. Und dabei sind einige der unterhaltsamsten Tracks entstanden, die allein aufgrund ihrer Konzeption für einige Lacher sorgen werden. Man höre nur „Redsmith Veins“, in dem die Bläser das Stakkato-Geschredder imitieren, das man sonst von der Sechssaitigen kennt. Wahrhaftig zum Schießen.
Zum anderen nimmt sich die Band ernst und verzichtet auch im Promo-Material auf jegliche Selbstironie, die das Selbstbild der Musiker verzerren könnte. Anders wäre eine derart konsistente Platte auch wohl kaum dabei heraus gekommen. Denn wenn es etwas gibt, das OTTONE PESANTE jenseits ihrer Schrulligkeit hier definitiv auszeichnet, dann ist es die Hingabe zu ihrer Musik. Die ist konsistent, wüst und wild gespielt und auch gut produziert. Überdies wurden für die Bläser nur in Ausnahmefällen Verzerrer verwendet, denn zumeist schallen sie unverfälscht. Erstaunlicherweise klingt das Album dadurch erfrischend roh und direkt.
„Das ist Brassphemie! Das ist Wahnsinn!“
Das kommt der Band gerade in „Trombstone“ gelegen. Zunächst mal: Songtitel des Jahres. Der Track erinnert an einen Trauermarsch, was durch die weichen Klänge der sonst so aggressiv hupenden Bläser richtig schön zur Geltung kommt. Hier darf man sogar mal Gänsehaut bekommen. Aber dieser direkte, vor allem: live aufgenommene Sound wirkt sich auch positiv auf die restlichen, flotteren und aggressiveren Stücke aus.
Nicht nur kann man sich so richtig schön wegschmeißen, wenn etwa „Bone Crushing“ mit diesem korpulenten Gehupe beginnt oder „Redsmith Veins“ wie oben erwähnt richtig auf den Putz haut. Das Songwriting ist nämlich auch erstaunlich gut geworden und sorgt für ein angenehmes, vor allem aber schön kurzweiliges Hörvergnügen. „Torture Machine Tool“ etwa spielt mit krummen Takten und schielt auch ein wenig in Richtung des Experimental Jazz. „Copper SulpHate“ ist der kürzeste und heftigste Track des Albums, bei dem die Musiker ihre Blasinstrumente so richtig ungezügelt meckern lassen. „Nights Blood“ und „Melodic Death Mass“ klingen mit ihren peppigen Melodien noch am ehesten wie der oben genannte Vergleich mit der durchgedrehten Guggenmusik-Kapelle. Ersterer kommt sogar mit einem leichten Hauch Polyrhythmik daher und arbeitet mit erstaunlich komplexen Harmonien. Allein beim Rausschmeißer „Apocalips“ ist dann etwas die Luft raus.
OTTONE PESANTE beweisen mit einer knappen Spielzeit von 32 Minuten, das selbst ein derart absurdes Konzept richtig gut auf- und abgehen kann. „Brassphemy Set In Stone“ zeigt eine Band, die ihren ungewöhnlichen Ansatz nicht verfolgt, um Aufmerksamkeit zu erregen, sondern diesen ernsthaft umzusetzen weiß. Mal ganz davon abgesehen denke ich, dass die Band live, sicher auch bei größeren Festivals, der Renner sein werden…
Das ist eine Minute lang lustig und danach nervt es. Muss man echt jedem Experiment gleich Loblieder singen? Die langsameren Parts sind wirklich spannend, aber das hecktische Getröte ist nicht wirklich etwas zum anhören, schon gar nicht eine halbe Stunde.
besser als der 14367ste identitätslose Aufguß einer talentfreien Black-/ Deathmetal Gurkentruppe, wie sie hier zuhauf reviewt werden, ist diese Scheibe allemal
Ganz objektiv eine interessante, weil so zumindest von mir noch nicht gehörte Idee. Subjektiv geht mir das Getröte aber schon ab der Hälfte des im Video präsentierten Songs ziemlich auf den Zeiger. Dabei mag ich Blasinstrumente als Untermalung sehr gerne, Bands wie z.B. Sear Bliss haben wunderbar vorgemacht, wie gut der Einsatz von Bläsern auch mit Black Metal harmonieren kann. Ottone Pesante spielen aber als Metalsongs konzipierte Stücke komplett auf Trompeten (mit Schlagzeugunterstützung) und das funktioniert meiner Meinung nach nur mäßig. Dabei möchte ich anmerken, dass ich mir „Bone Crushing“ mit klassischer Instrumentierung sogar als echt fettes Thrashbrett vorstellen kann.
Etwas neues um des neuen Dinges Willen.wirklich genießbar ist das getröte nicht, da hör ich doch lieber shitty fluted.