Ottone Pesante - Apocalips

Review

Da haben die Italiener OTTONE PESANTE aber auch wirklich einen Akt der „Brassphemie“ begangen und einfach mal so ein Album voller Tuten und Blasen, dafür gänzlich befreit von Gitarre, Bass und Gesang veröffentlicht. Guggemusik für Metaller, passend zur Fassenacht – aber es wollte nicht bei vielen ankommen. Wird deren neuer Streich „Apocalips“ demzufolge wohl auch nicht, aber drauf geschissen. Denn die neue Platte der thrashigen Blasmusikkapelle aus Faenza haut wieder mächtig auf die Kacke, tritt/bläst wieder reichlich (M)Arsch und trumpft zudem mit reiferen Songs auf, denen man anmerkt, dass ein gutes Stück des „Novelty Song“-Aspektes aus dem Sound des Trios entfernt worden ist.

OTTONE PESANTE blasen zum Weltuntergang

Reifere Songs bedeutet in dem Falle jedoch nicht, dass man sich hier in irgendeiner Weise zurück hält. Oh nein, im Gegenteil: Auf „Lamb With Seven Horns And Seven Eyes“ preschen OTTONE PESANTE wüst nach vorne und überschlagen sich dabei Speed-Metal-artig das ein oder andere Mal. Die dabei dargebotenen Läufe sind in einem wahnsinnigen Tempo gespielt, dass man sich fragt, ob den Herren überhaupt jemals die Puste ausgeht. Getoppt wird das dann aber tatsächlich noch mal durch „Twelve Layers Of Stones“, bei dem die Band aber richtig am Rad dreht mit einer animalischen Darbietung und geradezu manischen Melodien, die lediglich durch einen schweren, atmosphärischen Part kurz aufgelockert werden.

Atmosphäre ist ein gutes Stichwort, denn die wird auf „Apocalips“ durchaus groß geschrieben. Zwar steckt der Dad-Humor noch im Albumtitel drin, doch sind die Songs selbst der Offenbarungsthematik entsprechend ernsthaft betitelt. Und folglich schlagen die Italiener auch deutlich ernstere Töne an, sodass „Apocalips“ insgesamt düsterer und vielschichtiger klingt als sein Vorgänger „Brassphemy Set In Stone“. „Shining Bronze Purified In The Crucible“ eröffnet mit einem guten Mix aus thrashigen Anleihen, lockeren Grooves und quirligen Melodien, bevor der Song dann zwischenzeitlich in geradezu trippige Gefilde vordringt dank dezenter Hall-Effekte, mit denen die Trompete förmlich durch den Song spukt.

Apocalipse Now!

Was vorher „Trombstone“ war, stellt nun der Rausschmeißer „Doom Mood“ dar: Eine Art Trauermarsch, dem Titel gemäß im Doom-freundlichen Tempo gehalten und dank effektträchtiger Bläser auf Überlebensgröße aufgepumpt – hier wird eine Welt zu Grabe getragen, so könnte man meinen. Die größte Überraschung wartet aber im Mittelpunkt der Platte auf den Hörer: „The Fifth Trumpet“ klingt nicht nur wie der bizarre (und zugegeben etwas steife) Versuch der Band, Black Metal zu spielen, sondern enthält auch einen gesanglichen Gastbeitrag von niemand geringerem als Travis Ryan (CATTLE DECAPITATION), der dem ganzen mit seinem markanten Gefauche die Krone aufsetzt.

Fürwahr: Blecherne Bläser plärren es von den Bergen und Hügeln herab durch alle Täler, die Erde bebt gar fürchterlich auf, Risse bilden sich auf ihrer Oberfläche, um alles zu verschlingen und in den Abgrund zu ziehen. Und sehet da: OTTONE PESANTE steigen herab, um mit ihren Posaunen und Trompeten das Ende der Welt einzuläuten. Die „Apocalipse“ naht, das jüngste Gericht wird eingeläutet. Und hinein ins Fegefeuer sollen sie wandern, die Gerichteten. Durch die massiven Bläser, deren kraftvoller Odem jeden noch so beinharten Traditionalisten in die Knie zwingt, wird der Ofen angefeuert, in dem sie schmoren sollen auf ewig, dass die Verklemmtheit aus ihnen heraus gebrannt werde.

Tröööööt.

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19.11.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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3 Kommentare zu Ottone Pesante - Apocalips

  1. Dor Leo sagt:

    Auweia, ihr mutet euren Lesern manchmal echt ne Menge zu, hihi.
    Das wird wohl ne Weile dauern um diese Fiesheit wieder zu vergessen.
    Die Grenzen des Extremen sind scheinbar noch nicht ausgelotet. Was kommt als nächstes Blockflöten-, Zitter-, Okarina-, Harfen- oder gar Kammbläser-Metal.
    Zugegeben zum Intro zu „the fifth trumpet“ ,des vermeintlichen Highlights glaubt man dem Schreiber, erzeugen die Posaunen eine bedrohliche Atmosphäre, das war’s dann auch schon, den weiteren Polka BM kann selbst der Travis nicht retten.
    Sorry, bin dann sicher auch einer dieser Verklämmten, da setz ich lieber meine Scheuklappen wieder auf, für mich ist das nix.

  2. BlindeGardine sagt:

    Das erste album kam hier ja auch ganz gut weg, wobei meine reaktion damals folgende war. Interessante idee, die in der umsetzung dann aber ihre schwächen offenbart hat und einem grade in den flotten parts sehr schnell auf den sack ging. Bläser als untermalung, gerne. Aber ein komplett von bläsern eingespieltes metalalbum? Uff…nee. Also hut ab, dass die ihr ding so durchziehen. Aber wenn sich da im vergleich zum ersten album nicht bedeutend etwas geändert hatt, nicht mein bier.

  3. ClutchNixon sagt:

    Ich höre es gerade zum zweiten Mal heute und bin ziemlich begeistert. Klar ist das absolute Nische aber gerade deshalb auch so toll. Der Beginn von Locust’s Army bspw ist so was von genial arrangiert, das ich am liebsten mein Büro zerlegen möchte. War der Vorgänger bereits gut, so sind die Stücke diesmal noch gutes Stck weit zwingender und das nicht nur auf Grund des wirklich sehr kurzen Einsatzes von CD Travis. Zudem muss man mal erwähnen, dass für Bläser zu komponieren alles andere als einfach ist. Wer bereits ne ausgeprägte Aversion gegenüber Gogol Bordello und Konsorten vorzuweisen hat, sollte hier am Besten gar nicht reinhören.

    8/10