Otto Dix - Wonderful Days

Review

Nicht unbedingt etwas für den entspannten Hörgenuss am nebligen Samstagabend ist das neue Album der russischen Band OTTO DIX, die sich auch in Deutschland eines zunehmenden Bekanntheitheitsgrads erfreuen kann.

Überraschend elektronisch beginnt das neue Album „Wonderful Days“, das insgesamt 13 Songs umfasst, die durchgehend in russischer Sprache gehalten sind. So auch der Opener „Those who will be after“, das mit sperriger Elektronik und im Refrain hohen Gesangspassagen früh andeutet, dass man es auf „Wonderful Days“ mit einer äußerst extravaganten Mischung zu tun bekommt. Immer wieder sind die Vocals von Sänger Michal Draw im Bereich der höheren Stimmlage angesiedelt, schaffen somit eine fast schon opernhafte Atmosphäre. Untermalt werden diese Vocals von einer meist verspielten Elektronik, mit teilweise schrägen Samples, die gleichzeitig eine gewisse New Wave-Stimmung aufkommen lassen.

Dieses Konzept zieht sich dann auch durch das restliche Album – was vor allem bezüglich der Vocals zu einer wahren Belastungsprobe werden kann, wenn die hohen Töne eventuell in einem für die eigenen Ohren unangenehmen Frequenzbereich liegen sollten. Werden die Beats wie im Rahmen von „The Speed“ dann auch noch leicht nervös, ist der Weg zur skip-Taste dann manchmal eventuell sehr schnell zurückgelegt. Wenn zu den hohen Tönen in den Vocals auch noch schrammelnde Gitarren kommen („The Iron Rod“) und man immer noch kein einziges Wort verstanden hat – es sei denn man kann russisch – kann dem „Normalhörer“ eventuell schon kurz vor der Halbzeit ziemlich die Geduld abhanden kommen. Eine Chance sollte man in diesem Fall dennoch vor allem den noch folgenden Songs „Glass Flower“ und „Little Prince“ geben, die sich sehr märchenhaft präsentieren und sehr dezent und teilweise klassisch arrangiert sind.

„The Wonderful Days“ ist ein für normalsterbliche Ohren oft exotisches Album, was vor allem auch an der russischen Sprache liegt, die gerade auf Albumlänge einfach völlig ungewohnt ist. Hinzu kommen die so prägnanten wie auch anstrengenden Vocals mit ihren Höhen und Tiefen sowie eine Instrumentierung, die zwischen Elektro, Darkwave, New Wave und Gothic pendelt. Das alles zusammen ergibt eine außergewöhnliche und interessante, gleichzeitig aber auch anstrengende Mixtur, die mit Sicherheit etwas Besonderes ist, aber leider Gottes auch eindeutig der Kategorie „Geschmacksache“ zuzuordnen ist.

03.12.2011
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