Otep - Kult 45

Review

Otep Shamaya ist wütend. Von Berufs wegen, könnte man nun frotzelnderweise hinzufügen, schließlich macht sie mit ihrer Band OTEP Nu Metal. Immer noch oder schon wieder. Jedenfalls bieten die Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre 2018 einiges, woran man sich musikalisch und textlich mit berechtigter Wut abarbeiten kann. Das offensichtlichste Angriffsziel trägt eine blonde Föhnfrisur und genau die wollen auch OTEP mit ihrem dieser Tage erscheinenden neunten Studioalbum „Kult 45“ ganz offensichtlich amtlich durchpusten.

Trump und Co. geht es lyrisch an den Kragen

Damit das auch von vorneherein klar ist, werden schon auf dem Cover die nationalen Insignien in blasphemischster Weise kombiniert. Was musikalisch folgt ist ein verbaler Angriff auf das vermeintliche „land of the free“, gespickt mit unmissverständlichen Verweisen auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen der jüngeren US-Vergangenheit.

Dabei gehen OTEP einen ähnlich direkten Weg, wie zuletzt MACHINE HEAD, allerdings lyrisch noch eine ganze Spur expliziter und musikalisch noch deutlich mehr in den 90ern verwurzelt. „When was America greater? When it was criminal for women to vote? When was America greater? When slaves were bought and sold?“, stellt Shamaya berechtigte Fragen in den Raum. An anderer Stelle gibt es einfach nur eine “fist in the face of the superior race” (“Molotov”) sowie interessante Demokratieverständnisse (“Always punch a nazi, this is what democracy looks like” – “Undefeated”).

OTEP wollen radikal sein, doch schocken niemanden

OTEP wollen keine Probleme lösen, sondern politische Fronten verhärten und sich möglichst radikal abgrenzen. Das ist ihr gutes Recht als Künstler. Die Form ist das Problem. Sowohl auf musikalischer als auch auf textlicher Ebene möchte man auf unangenehm anbiedernde Art und Weise radikal sein. Beispiel „Cross Contamination“: „If Mary was only 14 when she had Jesus – what does that make God?“ So etwas mag die glühenden Unterstützer der Westboro Baptist Church triggern, bierernst vorgetragen von einer Band, die klingt, wie LIMP BIZKIT auf Steroiden, sorgt es eher für Fremdschammomente. In ihrer Landessprache gibt es die schöne Formulierung des „trying too hard“. Das ist es, was OTEP auf „Kult 45“ tun.

Aus rein handwerklicher Perspektive gibt sich „Kult 45“ natürlich trotzdem keine Blöße. Die Bässe pumpen, die Drums knallen angemessen scharf und Shamayas aggressive Delivery wird ansprechend eingefangen. Überhaupt kann man der Frau sicherlich nicht vorwerfen, nicht genug Emotionen und Abwechslung in ihre Stimme zu legen. Doch was nützt das alles, wenn sie damit nur Angry-Teenager-Content über anachronistische DROWNING-POOL-Instrumentals speit?

„Kult 45“ will extrem sein, aber erscheint am Ende nur als die putzige-platte Kopie einer Revolte mit den Mitteln von vorgestern.

27.07.2018
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