OTEP und ich, das wird in diesem Leben nichts mehr. Bislang hat mich kein Album der Truppe von Madame Otep Shamaya auch nur im Ansatz überzeugt, vielmehr gab es bis heute in der Regel eher mittelprächtigen Nu-Metal mit Girly-Rotz-Faktor. Es ist also fast schon eine Erleichterung vom voraussichtlichen Ende der Band zu lesen, gerade im Hinblick auf das jetzt erscheinende Abschiedsalbum „Hydra“ – das mich immerhin noch mal mehr als eine Stunde Lebenszeit gekostet hat.
Zum Abschluss haben sich OTEP, die abgesehen von der Bandchefin komplett neu aufgestellt sind, ein Konzeptalbum auf Grundlage einer von Otep Shamaya geschriebenen Graphic Novell überlegt. Eigentlich eine höchst interessante Idee, die Umsetzung ist aber Mangelware der eher niedrigen Kategorie. In den besten Momenten bietet „Hydra“ unterdurchschnittlichen Nu Metal, der bereits gewohnten Sorte. Dass das aber noch unterboten werden kann, demonstrieren OTEP nahezu meisterlich. Ich würde es fast als den kläglich gescheiterten Versuch einer Soundtrack-Kulisse bezeichnen wollen, mit der OTEP quälend lange Minuten mit schrägen Beats, Geräuschkulissen und Spoken Vocals einfach nur nerven. Aber immerhin eine Überraschung haben sie doch noch zu Stande gebracht: „Hag“ ist eine ziemlich energiegeladene Vorstellung, mit fetten Doublebass Attacken und einer gehörigen Portion Aggression und obendrein völlig ohne nervige Samples und gesprochene Passagen – wirklich nicht von schlechten Eltern. Davon abgesehen findet sich aber wenig brauchbares auf „Hydra“. Ein paar erträgliche Stücke für völlig Nu Metal-Begeisterte inklusive eher belustigenden Rap-Einlagen und eine ganze Menge unnötiger Songs, die wohl das Kernstück des Konzepts bilden sollen.
Ergo ist das Experiment „Konzeptalbum“ für OTEP völlig in die Hose gegangen. Natürlich ist das Album fett produziert, nur falls hier jemand Zweifel hegen sollte. Aber ich kann auch meinen Kopf gegen die Wand hämmern, das dann aufnehmen und im Studio kraftvoll mixen lassen – ein Hörgenuss wird es deshalb noch lange nicht. Nein, mit „Hydra“ verabschieden sich OTEP mit einer wirklich merkwürdigen Platte, die vermutlich kunstvoll gestaltet sein soll und den Blick über den Tellerrand zu einer reinen Nervenangelegenheit werden lässt. Für Die-Hard-Fans vielleicht sogar spannend, das mag ich nicht beurteilen, für alle sonstigen Hörer aber einen großen Bogen wert. Ihr habt nichts verpasst. Ich werde OTEP nicht vermissen, nach diesem Album erst recht nicht.
Herrvorragend auf den Punkt gebracht. Wahrlich bescheidene Platte.