Ossaert - Pelgrimsoord

Review

Dass der niederländische Underground lebendig und immer wieder für Perlen gut ist, ist eigentlich kein Geheimnis. Das „Eigentlich“ kommt daher, dass die Szene dennoch im Vergleich mit beispielsweise Polen oder Island ein kleine Schattendasein pflegt. Nicht schlimm, aber in Bezug auf OSSAERT zeigt sich, dass ein Blick in die Nachbarschaft sehr lohnend sein kann. „Pelgrimsoord“ ist das zweite Album der Einmannband, die lediglich aus einem ominösen P. besteht,

OSSAERT sind nicht originell, aber …

Mehr ist nicht bekannt, was am Ende auch völlig unerheblich ist. Das Album spricht für sich, ohne dabei den Anspruch zu erheben, krampfhaft originell zu sein. Stattdessen widmet sich OSSAERT lieber verblüffend leidenschaftlich gespielten Black Metal, der einem so vor allem aus der orthodoxen Trondheimer-Szene oder den vor einigen Jahren zu recht hoch gelobten DØDSENGEL bekannt vorkommt.

Ergänzt wird das von zeitweise dissonanten Gitarrenläufen und wummernden Ufta-Drums dominierte Geschehen von dunklen, einprägsamen Melodien sowie sinnvoll eingesetzten Breaks und Tempo-Variationen. Das größte Argument pro „Pelgrimsoord“ sind aber die fantastischen Clean Vocals, die nicht übermäßig, aber genau richtig dosiert zum Einsatz kommen und Songs wie „De geest en de vervoering“ und insbesondere „De nacht en de verdwijning“ eine dunkle Eleganz verleihen, die OSSAERT so bemerkenswert macht.

…“Pelgrimsoord“ ist definitiv mehr als ein Geheimtip

Dass auch der Rest stimmt, soll nicht verschwiegen werden. „Pelgrimsoord“ ist bei aller nordischen Unterkühlung, ein unglaublich finsteres Album geworden. Und nur selten schleichen sich kleinere Längen ein. „De val en de beroering“ ist zwar grundsätzlich gut, wildert aber zu sehr im Black-Metal-Einmaleins und wirkt zum wirklich glanzvollen Rest eher langatmig, da es abgesehen von den melodischen Momenten nicht viel offenbart – weder rohe Raserei, noch eine fühlbare Emotionen. Aber dies ist nur ein kleiner Schönheitsfleck einer sonst hervorragenden Platte, die auch bei der Produktion das geschickte Maß an Rohheit und Differenziertheit beibehält. OSSAERT sollte dieses Jahr auf dem Einkaufszettel stehen!

26.06.2021

Chefredakteur

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