Orplid - Greifenherz

Review

Der Greif als Symbol für Macht, Erhabenheit und Zuversicht: Die deutsche Institution ORPLID ist mit „Greifenherz“ zurück. Obwohl erst ihr viertes Studioalbum, beweist es doch eindrücklich, warum das Duo aus Uwe Nolte und Frank Machau längst nicht mehr mit Maßstäben ihrer Neofolk-Wurzeln oder irgendwelcher Abarten verwandter Stile gemessen, sondern als eigene Instanz betrachtet wird.

Im Gegensatz zum Vorgänger „Sterbender Satyr“ von 2006 ist ORPLID anno 2008 ungeschliffen, roh und ungestüm. Archaisches Pathos umweht das neue Album. Wie schon auf „Sterbender Satyr“ ist auf „Greifenherz“ auch wieder Sandra Fink vertreten, die mit feinem Gefühl für die Dynamik der Stücke mal beschwörend flüsternd, mal dämonisch krächzend den Texten neue Welten auftut, wogegen der warme, tiefe, genretypische Gesang von Frank Machau beinahe verblasst. Verstärkt wurden Synthesizer und harsche Rhythmen verwandt, Samples durchsetzen bisweilen brachiales Gestrüpp, treffen seltener aber auch auf sanfte Passagen. Aber nicht einmal in „Des Sperbers Geheimnis“, einem der ruhigsten Lieder des Albums, arbeiten ORPLID ohne eine immer wiederkehrende Spannung, deren Allgegenwärtigkeit verhindert, dass „Greifenherz“ zu irgendeiner Zeit leicht zu hören wäre. In nahezu „hitverdächtige“ Gebiete sind ORPLID mit „Traum von Blashyrkh“ vorgestoßen, dem wohl eingängigsten Stück des Albums. „Falken-Eid“ hingegen grenzt an Kitsch und stellt auch eher einen Ausreißer (nach unten) auf „Greifenherz“ dar. Aber dazwischen schichten ORPLID Sequenz über Sequenz, spinnen lange Fäden und umfassen ein weites, imposantes Spektrum von Neofolk, vertonter Lyrik, Martial Pop, Neoklassik und nicht zuletzt Tonkultur, die zu einem guten Teil über Genregrenzen einfach erhaben ist.

Was auch geblieben ist, ist vor allem der typische Charakter von ORPLIDS Lyrik. Erneut hat man auf Rolf Schilling zurückgegriffen (etwa „Luzifer“); und auch ansonsten schlägt man wieder voll in die Kerbe deutscher Lyrik mit Texten zwischen Romantik und Neoklassizismus. Was den einen als grausam entstellte Möchtegern-Poesie anwidert, vermag den anderen voll und ganz zu faszinieren; und tatsächlich liegt genau da die Grenze, ab der sich bei ORPLID allerhöchstens noch über Geschmack diskutieren ließe, zumal es den meisten nur als zusätzlicher Angriffspunkt gegen ein ohnehin unsympathisches Genre dienen dürfte. Gründsätzliche Abneigung also einmal ausgeklammert (und was will man als Künstler mehr, als schon nach derart vergleichsweise wenigen Alben so zu polarisieren?), kann man „Greifenherz“ guten Gewissens weiterempfehlen.

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20.11.2008

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