Orplid - Deus vult

Review

ORPLID sind ein gern gesehener Gast bei metal.de, auch wenn die Band musikalisch nur bedingt die üblichen metallischen Denkschablonen bedient. Nun ja, wir müssen ja ohnehin immer aus der Reihe tanzen. Gleiches gilt für ORPLID, denn handelsüblich ist der Neo Folk des Duos aus Halle an der Saale keinesfalls. Aber der Reihe nach.

Poetisch, pathetisch, provokativ. ORPLID fordern die Auseinandersetzung ein.

„Deus Vult“ ist das siebte Album von ORPLID. Gleichermaßen beendet das Album eine über zehnjährige Funkstille, den das letzte Album „Greifenherz“ erschien tatsächlich bereits 2008. Grundlegend bleiben ORPLID ihrer Ausrichtung treu, agieren poetisch und pathetisch. Zunächst ist es wohl notwendig, den zweitgenannten Fakt zu akzeptieren, denn ansonsten wird der Genuss von „Deus Vult“ in seiner ganzen fragmentierten Schönheit wenig genussvoll.

Fragmentiert meint die vielseitigen Kompositionen des Albums. Trotz vergleichbarer Ästhetik stehen viele Stücke des Albums eher für sich. Dass das Album ganze 18 Stücke enthält, dürfte diese These noch untermauern. „Deus Vult“ bietet keinen Neo Folk zum Fallenlassen. Das Album gleicht einmal mehr einer Entdeckungsreise mit verschiedensten Reizen und Denkanstößen. Die gute Seite daran ist, dass ORPLID sich jederzeit dem Vorwurf der Hintergrundbeschallung erwehren können.

Textlich ist „Deus Vult“ durchaus interessant. Die Ästhetik des Albums dürfte zunächst irritieren und die öfters aufkeimende Kritik der Öffnung nach rechts von ORPLID und der gesamten Neo-Folk-Szene befeuern. Die Presseinfo spricht von der „Bereitschaft des Duos […], das Abendland und seine Traditionen zu bewahren“. In Anbetracht der aktuellen Begebenheiten und neurechten Strömungen mit ähnlicher Rhetorik rollen sich da schonmal die Fußnägel auf. Ein genauer Blick auf die Stücke entkräftet jedoch mögliche Skrupel, Texte wie das nervöse „Bald kommt der Krieg in dein Haus“ oder „Madonna von Stalingrad“ halten der Kriegstreiberei den Spiegel vor und offenbaren durch Realismus und Geschichtsverständnis die wahre Fratze der Demagogen.

Was war sonst noch? Auf „Dunkle Stunde“ gibt es einen Auftritt der in der ehemaligen DDR bekannten Sängerin Katrin Lindner, vom selbstbetitelten Debütalbum (2000) wird „Das Abendland“ neu ausgeführt und abschließend kredenzt die Band ein NEIL YOUNG-Cover von „Cortez The Killer“. Natürlich deutschsprachig. Natürlich orplidisiert.

…not your usual neofolk project – „Deus vult“ stellt sich quer

Nein, ein typisches Album ist „Deus vult“ sicherlich nicht. ORPLID bleiben Querköpfe, provokativ, zum Teil auch anstrengend. Freunde des Frühwerks werden sich mit „Deus vult“ schnell arrangieren können, das perfekte Album für Neueinsteiger ist das Album aber sicherlich nicht.

04.10.2020
Exit mobile version