Orphique - Consécration Cadavérique

Review

Aufgepasst, Fans der Black-Metal-Szene Québecs! Die umtriebige Szene der quasi-französischsprachigen Provinz Kanadas hat neues, frisches Futter ausgespuckt und das hört in Anlehnung an den Sänger in der griechischen Mythologie, der so begnadet war, dass er mit seiner Kunst sogar den Höllenhund Cerberus betörte, auf den Namen ORPHIQUE. Wie der Großteil der qualitätstragenden Québec-Szene (DÉLÉTÈRE, FORTERESSE, MONARQUE und unzählige weitere) sind ORPHIQUE bei Sepulchral Productions untergekommen, was bereits ein erster, nicht unzuverlässiger Hinweis auf die Güteklasse des Ein-Kopf-Projektes ist.

ORPHIQUE – Niveauvoller Zuwachs für die QCBM-Szene

ORPHIQUE sind das Brainchild von Sänger, Texter und Komponist David Potter, der sich für alle Instrumente Unterstützung anderer Musiker besorgte. Dadurch wirken ORPHIQUE nicht wie ein typisches Black-Metal-Schlafzimmer-Soloprojekt, sondern erzeugen durch die Dynamik verschiedener Musiker eine lebendige Atmosphäre. Stichwort Atmosphäre: Die ist ohnehin wichtig im Hause ORPHIQUE. Deren Stil orientiert sich nicht nur latent an Labelmates wie SOMBRES FORÊTS oder GRIS, sondern wie so oft in dieser Sub-Szene an die schönsten Ergüsse früher norwegischer Herkunft. Das führt dazu, dass Potter und seine Mi(e)tmusiker vor Zutaten wie eingängigen Melodien oder motivtragenden Keyboards nicht zurückschrecken. Diese wissen sie stimmungsvoll und ausgeglichen einzusetzen, sodass ORPHIQUE zudem durch Eigenständigkeit überzeugen. Generell wählen sie häufig nicht den einfachen Weg und addieren der adäquat produzierten Soundwand Details wie Piano oder Akustikgitarre hinzu.

Die fünf größtenteils überlangen Kompositionen bieten nicht nur angenehmen Tiefgang, sondern auch ein erfreuliches Maß an Abwechslungsreichtum. Auf “Consécration Cadavérique” hätten einige Songs (z. B. Teile von “Vampirique” oder “Chromatique”) etwas kompakter gehalten werden können – Momente der Aufmerksamkeitsflucht können noch nicht gänzlich vermieden werden, halten sich aber auch innerhalb der Grenzen des Akzeptablen. Leicht befremdlich und gewiss ein klassischer Fall von “cringe oder genial” ist das Stück “Chimérique”, welches ein neo-klassisches Klavierstück mit verhallt-geschrienem Black-Metal-Gesang darstellt. Kann man gut finden, rein subjektiv zündet das Stück nicht, wobei die Originalität wiederum anerkannt werden muss.

“Consécration Cadavérique” ist ein empfehlenswertes Debüt

Für alle, die sich generell für die Black-Metal-Szene Québecs interessieren, kann festgehalten werden, dass ein Blick Richtung ORPHIQUE nicht schadet. Das Projekt von David Potter überzeugt vor allem durch ein sehr authentisch wirkendes, stimmungsvolles Erstlingswerk, dessen Schwächen, wenn man das überhaupt so nennen will, sich im vollkommen erträglichen Rahmen halten. “Consécration Cadavérique”, welches nebenbei ein großartiges Cover bekommen hat, lohnt einen Anlauf und offenbart bei mehreren Hördurchgängen einige wunderbare Momente.

20.11.2022

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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