Orphaned Land - Kna'an

Review

„Kna’an“ nennt sich das Kollaborationsprojekt, für das sich die israelischen Progressive-Metaller von OPRPHANED LAND und AMASEFFER zusammengetan haben, und wer damals im Religionsunterricht gut aufgepasst hat, dem fällt vielleicht die Ähnlichkeit mit dem biblischen Kanaan auf. Und tatsächlich handelt es sich bei dem Album um den gemeinsam komponierten Soundtrack zu einem Theaterstück, das sich mit der Wanderung Abrahams in das „Gelobte Land“ beschäftigt. Walter Wayers vom Stadttheater Memmingen hat sich dem Stoff angenommen und mit Kobi Farhi (ORPHANED LAND) und Erez Yohanan (AMASEFFER) zwei passende und willige musikalische Kooperationspartner gefunden. Die kreative Frucht des Zusammentreffens erscheint dieser Tage auf CD und bevor weitere religiöse Exkurse die satanische Metal.de-Stammleserschaft verprellen, soll es nun um die Musik gehen.

Die Wüste nimmt Gestalt an

Dabei lässt sich zu allererst feststellen, dass „Kna’an“ auch abseits der angesprochenen Inszenierung hervorragend für sich stehen kann. Wir haben es hier mit einem kohärenten Album mit überwiegend konventionell strukturierten Songs zu tun. Die Instrumentals dienen dabei der atmosphärischen Akzentsetzung, über weite Strecken wird auf „Kna’an“ jedoch gesungen. Die Stimmen von Farhi und Yohanan harmonieren dabei gut mit den zahlreichen weiblichen Gast-Parts („The Vision“). Ja, der Marsch durch die Wüste nimmt alsbald Gestalt vor dem inneren Auge an.

Instrumentell gehen Farhi und Co. es auf „Kna’an“ etwas ruhiger an als bei den jeweiligen Hauptbands. Der Metal ist noch immer präsent und im Hintergrund wird bisweilen ordentlich gerifft, vielfach dominieren jedoch auch akustische Gitarren. Die verwendeten Skalen bringen passend dazu das Wüstenfeeling. Als Referenzen ließen sich mit Abstrichen einige der von armenischer Volksmusik beeinflussten, etwas weniger hyperaktiven SYSTEM-OF-A-DOWN-Songs anführen.

„Kna’an“ funktioniert auch als reines Musikalbum

Etwas aus der Reihe tanzt schließlich ausgerechnet der Rausschmeißer „Prisoners Of The Past“. Die gesangliche Dreiteilung will hier leider gar nicht aufgehen und lyrisch gab es das auch schon einmal besser. Ein kleiner aber nicht unwichtiger musikalischer Wermutstropfen, der ein ansonsten rundes und stimmiges Album zum Ende hin leicht abschwächt. Insgesamt ist den Beteiligten mit „Kna’an“ aber ein Album gelungen, das auch abgekoppelt von seinem inhaltlichen und visuellen Grundkonzept durchaus überzeugt und sich zudem ausreichend von den Hauptbands seiner Protagonisten zu emanzipieren weiß.

25.08.2016
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