Orphaned Land - All Is One

Review

Sie sind die wichtigste und einflussreichste Oriental-Metal-Band überhaupt, und haben mit „All Is One“ wieder einmal ein nicht nur überragendes Musikalbum, sondern auch eine Friedensbotschaft im Gepäck. Die Rede ist natürlich von ORPHANED LAND aus Israel, welche mit ihrem erstklassigen Progressive Metal und ihrer Message die Herzen auch vieler Anhänger ihrer islamischen Nachbarschaft erobert haben.  Mit ihrer ernsthaft gelebten Philosophie, nicht auf andere zu warten, sondern selbst für den Frieden und die Verständigung im Nahen Osten tätig zu werden, haben sie in der Region tatsächlich eine Vorbildfunktion inne. Und man denke nur an den gewaltsamen Tod von Israels Ministerpräsident Jitzchak Rabin, um zu begreifen, wie gefährlich es dort sein kann, öffentlich für ein friedliches Miteinander der Kulturen und Religionen einzutreten. Über die Inhalte zu „All Is One“ mehr im Interview.

Und was hat uns die Musik zu sagen? „All Is One“ ist typisch ORPHANED LAND. Da wären wieder einmal die folkloristischen Teile, die orientalischen Töne und Skalen, die progressiven Ansätze, und wie wir unsere Idealisten kennen, haben sie nicht weniger als 40 (!!!) Musiker, darunter 25 Chorsänger, 8 Streicher aus der Türkei, engagiert, um das Ganze auch wirklich authentisch zu halten.  Und das ist ihnen gelungen. Bei „All Is One“ wurden die orientalischen, folkloristischen Elemente indes noch deutlich weiter ausgebaut als bei ihren vorherigen Alben. Auch in Sachen theatralischem Bombast haben ORPHANED LAND nochmals eine gehörige Schippe draufgepackt, das klingt nun noch gereifter, noch vielfältiger, so dass man sich beim Anhören von „All Is One“ tatsächlich bei geschlossenen Augen ins Morgenland versetzt fühlt. Noch melodischer, noch abwechslungsreicher, noch monumentaler, noch urbaner, noch authentischer, noch schöner. Dabei sind ORPHANED LAND immer noch progressiv, aber deutlich direkter und zugänglicher als auf ihren letzten Werken.  Da wäre z. B. „Brother“, eine wundervolle, eingängige Ballade, oder „Through Fire And Water“, eine bombastische Hymne, die sofort im Ohr hängenbleibt. Generell klingt „All Is One“ östlicher als auch softer, konsequent wurde fast konsequent vollständig auf Growls verzichtet, und auch die liebgewonnen melancholischen Doom-Riffs gehören zumindest auf diesem Werk nicht mehr zum Repertoire, was zumindest ich ein wenig schade finde. Eine tolle Ausnahme bildet hier das passend betitelte, eindringliche „Fail“, mit traurigen Melodien und eindringlichen Growls eine Wohltat für die gepeinigte Seele.

Aufgenommen wurde „All Is One“ in Israel, der Türkei und Schweden, und somit drei Ländern, welche auch repräsentativ für die drei abrahamitischen Religionen Judentum, Islam und Christentum stehen können. Wie nah unsere gemeinsamen Wurzeln doch eigentlich sind! 

„All Is One“ betört mit originellem, orientalischem, folkloristischem Metal auf allerhöchstem Niveau, welcher von einer edlen, zeitlosen Ästhetik geprägt ist. Gibt es einen besseren Weg für Völkerverständigung als diesen?

08.06.2013

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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