Orgöne - Mos/Fet

Review

Bei der Kurzbeschreibung der Musik, welche die Presseinfo zu „Mos/Fet“ liefert, bekommt man schnell den Eindruck, als hätten die Franzosen ORGÖNE für ebenjenes Debüt thematisch so ziemlich alles in die Waagschale geworfen, was sie greifen konnten. Zitat:

SF mythology mixing 70s pop culture, ancient Egypt, pan-Africanism, spatial and paranormal exploration against the backdrop of Cold War and USSR.

Das stopfen ORGÖNE in einen 80-minütigen Psych-Doom-Trip hinein, der bei so einer konzeptionellen Mischung erwartungsgemäß gerne mal ein bisschen schräg wird.

Ist „Mos/Fet“ ein Fall von Genregulasch oder doch ein wilder Trip?

„Schräg“ ist ein gutes Stichwort: Was spielen ORGÖNE überhaupt? Nun, es klingt in jedem Falle wie eine schwer psychedelische, krautige Stoner-Doom-Melange mit jeder Menge Space-Rock-Flair, was sich mit der Thematik sowie den zahlreichen Referenzen auf die sowjetische Raumfahrtgeschichte deckt. Songtitel der Marke „Requiem For A Dead Cosmonaut“ oder „Soviet Hot Dog (Le Tombeau De Laïka)“ sprechen da eine deutliche Sprache. Der Sound zeigt sich dahingehend auch in erdigerem Territorium von HAWKWIND unterwegs, vielleicht näher noch zu FARFLUNG, was die Stoner-/Psych-Note angeht.

Sängerin Olga Rostropovitch (ich gehe davon aus, dass die Bandmitglieder allesamt unter Pseudonymen geführt werden, denn der Bassist hat den großartigen Namen Nick le Cave) besitzt eine beeindruckende Sopranstimme, die sie gelegentlich einsetzt, um sich in geradezu hysterische Höhen aufzuschwingen. Doch zumeist agiert sie als sporadisches, impulsives Sprachrohr der Band zwischen kommandierender Präsenz, ekstatischem Jauchzen und unterkühltem Sprechgesang. Es funktioniert auch dank ihres (künstlichen?) sowjetischen Akzents und hat eine beinahe improvisatorisch anmutende Energie inne.

ORGÖNE legen gut vor, sind aber noch ausbaufähig

Das musikalische Backdrop lässt noch die meiste Luft nach oben erkennen. Bzw. genauer lässt das Zeitmanagment der Band die meiste Luft nach oben erkennen, denn zwar bieten ORGÖNE eine ansprechende Spielweise des abgespacten Stoner-Doom dar, verlieren sich aber nur zu gerne in repetitiven Songstrukturen. Dabei stimmt das Grundgerüst, die Produktion ist hinreichen sauber und doch druckvoll und an kreativen Einfällen mangelt es auch nicht. So klingt die Noise-Distortion-Wand zum Ende von „Soviet Hot Dog (Le Tombeau De Laïka)“ hin so, als wollte die Band einen Raketenstart simulieren.

Ein kleiner Schnitzer hat sich noch eingeschlichen in Form des Songs „Rhyme Of The Ancient Astronaut“, der scheinbar abrupt mitten im Takt aufhört. Das klingt nicht schön, definitiv nicht so, als hätte die Band das beabsichtigt. Aber dennoch kann man künftig Großes von den Franzosen erwarten, denn mit „Mos/Fet“ haben ORGÖNE schon ein gefälliges Stückchen Musik hingelegt. Es bedarf wie angedeutet noch einiger, songschreiberischer Aufräumarbeiten, doch scheint die Band gut genug aufeinander abgespielt zu sein, um das hinzubekommen. Stoner-Doom-Raumfahrer sollten diese Band in jedem Falle im Auge behalten.

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13.06.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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4 Kommentare zu Orgöne - Mos/Fet

  1. nili68 sagt:

    Mir gefällt’s. Da die Musik außer mir hier aber vermutlich eh nicht viele (wenn überhaupt) interessiert, belasse ich es auch dabei. lol

  2. Headcleaner sagt:

    Viel Hawkwind, garniert mit Doom, Occult Rock, einer Prise Der Blutharsch und Jefferson Starship und gut abgeschmeckt mit 90er Stoner Rock. Sound und Cover sind auch absolut passend. Und die Stimme bohrt sich angenehm ins Hirn. Das schmeckt dem alten Acidhead!

    8/10
    1. royale sagt:

      von Blutharsch hab ich nichts rausgehört.

      1. Headcleaner sagt:

        Ich finde, dass die etwas noisigen Parts etwas an DBATICOTLH zu Cosmic-Trigger-Zeiten erinnern. Und die Sängerin manchmal an Marthynna auf den neueren Platten – in gut!