Schritt für Schritt oder auch „Nail Below Nail“ nähern sich ORGANECTOMY einem verstärkt modernen Soundgewand an. Mit dem besagten Titel erscheint nun das zweite Album der Neuseeländer unter dem Banner von Unique Leader Records, deren Stall gewöhnlich für Death Metal mit der besonderen Würze steht. Der Fünfer aus Übersee wird auf diesem Langeisen noch druckvoller agieren, mehr Beatdowns einbauen und sich noch etwas näher ans Ufer mit Deathcore-Einsprengseln wagen.
ORGANECTOMY schwimmen näher ans Deathcore-Ufer
Der Opener „Concrete“ ist noch eines der flottesten Stücke auf „Nail Below Nail“ nebst erkennbarem Refrain. Auch der anschließende Titeltrack packt mit einem simplen, aber absolut kernigen Hauptriff an der richtigen Stelle zu. ORGANECTOMY fahren meist in zwei Welten. Vordergründig beherrschen häufig schleppende breaklastige Slam-Riffs das Geschehen, während im Hintergrund der D-Zug an den Drums begleitet. Das fast fünfminütige Instrumental „Ulcerborne“, das sich vom Stil kaum von einem Song mit Vocals auf dieser Scheibe unterscheidet, plänkelt mit einer kurzen Akustikeinleitung vor, bevor Double-Bass und Riff-Dampfwalze alles Zurückgebliebene auf Halmhöhe mähen.
Alex Paul am Vocalständer markiert größtenteils den genretypischen, inhaltlich wenig auffälligen Staubsauger, der manchmal ein wenig an die Growlelemente von THE COUNTY MEDICAL EXAMINERS erinnert, wobei etwas verquere Alternativvocals in Form von Screams selten Eingang finden („Cult Of Excess“). In den meisten Songs darf sich dann auch das Gitarrenduo aus Matt Bolch und Sam McRobert mit ein paar Soli auszeichnen, während das Riffing in den üblichen Passagen häufig überschaubar gehalten ist und die Stücke viel im Midtempo unterwegs sind.
Wenn ORGANECTOMY immer mal wieder das Gaspedal durchtreten um schnelle Ausbrüche zu forcieren, werden diese zumeist durch ein wuchtiges Break in die Magengrube ausgebremst. Das funktioniert live unter Garantie as hell. Dennoch schleicht sich nach hinten raus auf „Nail Below Nail“ langsam aber sicher die Langatmigkeit ein, denn zu häufig wiederholen die Kiwis ihr Spiel aus kurzen Blitzgewittern und heftigen Breaks, die in stampfende Regionen aus mittlerem Tempo führen, ohne dass ein Großteil der Songs dabei hängenbleibt.
„Nail Below Nail“ hat nicht das Killerpotential des Vorgängers
„Nail Below Nail“ ist in seinem Sektor kein schlechtes Album geworden, doch krankt es genauso an den Krankheiten des Genres wie bei so vielen aufstrebenden Bands. Im Vergleich zu Ikonen wie DEFEATED SANITY, denen es gelingt auch in diesem engen Feld ihren vollkommen eigenen Schuh zu spielen, fehlt es den Neuseeländern an großen Aha-Momenten und dem eigenen Stilhandkoffer – diesbezüglich darf man sogar von einem Rückschritt reden, waren ORGANECTOMY auf „Existential Disconnect“ doch auf richtigem Wege. Die dritte Platte der Jungs ist druckvoll, räumt sicherlich in jeder Live-Menge ordentlich auf, wird aber leider zu schnell langweilig. Das auch, weil letztendlich solche Killer wie etwa das Doppelstück „Where Pantheons Lie“ vom Vorgänger fehlen.
Dem Review kann ich nur beipflichten, ansich ein geiles Werk, aber auf Dauer etwas zu langatmig. Das Konstrukt wiederholt sich stetig, insgesamt wirkt alles recht aufgeräumt, persönlich hätte ich mir etwas mehr Chaos und Progressivität gewünscht. Wer aber auf schwere, schleppende Riffs steht und tolle old school vibes, wird seine Freude daran haben.