Ordog - Remorse

Review

Drei Demos und zwei Alben weisen die Metal-Archives für die finnische Band ORDOG aus, und das allein in den ersten drei Jahren deren Bestehens. Seit 2008 haben sich die Musiker jetzt Zeit gelassen, um mit „Remorse“ endlich ihr drittes Werk aufzunehmen, und das fällt mit knapp 70 Minuten Spielzeit mehr als üppig aus. Allerdings relativiert sich die Spiellänge ein wenig, denn ORDOG spielen extrem langsamen, depressiven Death-Doom, und bei all dem Suhlen im Pessimismus braucht es eben mehr Zeit als bei Stakkatoriffs und Blastbeats.

Womit wir direkt beim Thema sind: ORDOG definieren ihre Rolle als Botschafter der Trauer sehr elementar: Der Sound lebt von extrem grobschlächtigen Gitarrenriffs, von schleppenden Rhythmen, die hauptsächlich dem Tempo der Gitarren folgen, sowie recht einfacher Tastenkunst. Den Rest erledigt Sänger Aleksi Martikainen, der seine Stimmbänder meist dumpf grollen lässt, bisweilen aber beschwörend flüstert, rezitiert oder besessen krächzt. Das klappt recht gut bei einem Track wie „Shadowland“, mit über 13 Minuten einer der längsten auf dem Album, wo die Band tatsächlich die gewünschte Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit kreieren kann. Oder im anschließenden Stück „Abuse“, bei dem das Zusammenspiel von Gitarre und Keyboards Spannung aufbaut und sogar ein Gitarrensolo Eingang findet.

Dann gibt es auf „Remorse“ aber auch endlose Wiederholungen, die am ehesten Müdigkeit erzeugen. Nichts gegen vertonte Verzweiflung (andere Bands machen das ja auch – und teilweise richtig gut), aber warum müssen erst fünfeinhalb Minuten Spielzeit des Openers vergehen, bis überhaupt etwas passiert? Und wenn der Schlagzeuger sich dann doch einmal um Abwechslung bemüht, wie zu Beginn von „Betrayed“, wo er einen schnellen Double-Bass-Rhythmus vorgibt, warum kann der Gitarrist nicht seinem Beispiel folgen und sich etwas Neues einfallen lassen, als immer denselben Ton zu schrammeln? Dass bei den Aufnahmen der Drummer in Personalunion auch die Saiteninstrumente eingespielt hat, ist eine Erklärung, macht den Umstand aber nicht besser.

Bleiben die beiden vollwertigen Songs „Remorse“ und „Boneyard Horizon“, die mich in ihrer Eintönigkeit auch nicht begeistern können. Vielleicht liegt es daran, dass die Riffs auf dem immergleichen Grundton aufbauen und sich wie Kaugummi in die Länge ziehen. Und leider setzt sich das bis zum Keyboard-Outro „Meant To Be An End“ fort, das zwar irgendwie stimmungsvoll ist, dem es aber schlicht an einer Idee mangelt. Schade. Trotz der oben genannten Lichtblicke ist „Remorse“ somit, auch angesichts der Überlänge, eine ziemlich zähe und durchschnittliche Angelegenheit. Und bei aller Trauer und Hoffnungslosigkeit: Diese Gefühle wurden schon mal intensiver vertont.

19.01.2011

- Dreaming in Red -

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