Wenn sich IRON BUTTERFLY 2007 im finnischen Tampere gegründet hätten, dann hätten sie sich vielleicht den Namen ORANSSI PAZUZU gegeben. Immerhin – auch wenn die Musik dieser beiden Bands nichts miteinander zu tun hat – ähneln die (oftmals fehlenden) Songstrukturen und Klangvisionen einem Blick in ein Kaleidoskop. Spätestens mit dem letzten Album „Mestarin Kynsi“ Black Metal ein weiteres Mal über die ohnehin schon oft überfluteten Genreufer treten lassen und bei vielen Menschen mit Hörgewohntheiten außerhalb des Extreme Metal Begeisterungsstürme ausgelöst.
ORANSSI PAZUZU und ihr Psychedelic Black Metal
Diesen Weg setzen die Finnen auf ihrem sechsten Werk „Muuntautuja“ schonungslos fort und erforschen noch tiefer die Möglichkeiten elektronischer Elemente. Der Titeltrack erinnert unwillkürlich an kompromissfrei umgesetzte, künstlerische Freiheit, wie sie Thom Yorke gerne bis an die Grenzen des Zumutbaren auskostet. Hier agieren ORANSSI PAZUZU auf „Muuntautuja“ noch zurückhaltender, tauschen die dämonisch morbiden Klänge vom Vorgänger aber gegen trägen Inudstriesound ein.
„Muuntautuja“: Der nächste Schritt zum vollendeten Eskapismus?
Ein atmosphärisch flirrendes Piano trifft auf abgründiges Keifen, während Soundfetzen vom linken in den rechten Kopfhörer und zurück flimmern. All das klingt gleichzeitig boshaft und so herrlich verspult, dass es die Hörenden an den Rand des Wahnsinns treibt. „Hautatuuli“ erinnert dann wieder an ORANSSI PAZUZU anno 2020, womit die Band dann doch noch eine Brücke zwischen Vergangenheit und Surrealismus baut.
Immer wieder verlassen die Musiker uns bekannte, kosmische Welten und vergehen sich gar an Ambient-Sounds, was zuletzt BLOOD INCANTATION in die gehörter Weise bereits perfektioniert haben. Die Finnen gehen dabei aber weitaus abgefahrener vor, was im falschen Moment dazu führen kann, entnervt die Nadel vom Plattenteller zu ziehen. Das wiederum macht ORANSSI PAZUZU so interessant. Wir haben es mit Musik zu tun, die eins gar nicht sein will und trotzdem ist: Musik für Musiker. Wer auch immer dieses dümmliche Prädikat verwendet, findet mit „Hautatuuli“ eine weitere Definition dafür.
Einen Song aus dieser knappen Dreiviertelstunde, hinterkünftiger, Sinne verändernder Musik herauszupicken, macht absolut keinen Sinn. „Muutautuja“ funktioniert als Gesamtwerk. Allerdings muss man sich darauf einlassen und sich in einer gewissen Stimmung befinden, die nicht einfach zu beschreiben ist. In jedem Fall klingen ORANSSI PAZUZU so bedrohlich wie lange nicht und die Platte lässt all die Probleme der Realität vielleicht unwirklich erscheinen. Vielleicht aber auch nicht…
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