Wir kennen kauzige Engländer mit Sinn für Atmosphäre. Erinnert sich jemand an FEN? Genau, diese Band aus Great Britain kombinierte Postrock, Ambient und Black Metal, um in harsche Gefilde zu entführen. Heimatlichen Stilmischmasch betrieben zuletzt BLUTMOND und TODTGELICHTER. Nun, so etwas gibt es natürlich auch in Skandinavien, man denke an CODE. Und im Lande der tausend Seen? Wie wir wissen, spleenige Finnen gibt es viele am Lake Bodom und seinen Nebenarmen. Wenn sie sich zusammen tun, um Musik zu machen, kann schon einmal so etwas wie ORANSSI PAZUZU herauskommen, ein Black Metal-Bastard mit einigen Postrockeinflüssen und einer Vorliebe für flächige Soundcollagen. Dass die Band gern PINK FLOYD hört, wollen wir ihr glauben, auch die Nähe zu BURZUM, BERGRAVEN und KROHM. Seltsamste Klangexperimente entführen ins Weltall, der Astronaut auf dem Cover steht das schon richtig, auch wenn er so allein etwas linkisch wirkt. Nein, ORANSSI PAZUZU liefern den passenden Soundtrack. Schräg, stählern, schwarz und atmosphärisch stark verdichtet breitet sich ein wohliger Umhang aus hakelig-fein gewebten Tönen angenehm einhüllender Dunkelheit um uns; gut, der Gesang wirkt etwas irritierend, heiser, fauchend, doch das hypnotische Rezitativ des Hohepriesters zieht uns fein in den Kern des schwarzen Lochs.
Dunkle geflüsterte Passagen erinnern uns daran, dass im Raumgleiter nicht zu laut gesprochen werden sollte, denn Aliens wurden bereits gesichtet; zudem fehlt anscheinend inzwischen die Hälfte der Mannschaft. Hammonds? Stimmt, solche Instrumente gab es auf der Erde. Die Wanten biegen sich, es hallt in den Gängen, da vorn, da muss doch irgendetwas… Ruhig bleiben, Laserkanone auf Nahkampf und mutig hinein in den Maschinenraum. Auch an SHINING erinnern mich ORANSSI PAZUZU immer wieder. Nun hören wir Getrappel, eine beinahe physisch spürbare seltsam kriechende Angst drängt unaufhaltsam näher, Panik lässt sich nicht von der Hand weisen. Diese schwere monotone Atmosphäre zelebrieren ORANSSI PAZUZU meisterlich; die Songs verbleiben im Slowmotion-Bereich oder lassen sich bisweilen auf stählernes Midtempo ein, kreieren eine maschinell-dunkle Stimmung voll wollüstigem Schauder.
Dass ORANSSI PAZUZU es auch gern psychedelisch mögen, zeigen sie nur zu gern. Die in Landessprache gesungenen Songs durchwandern immer wieder das Reich bunt schillernder Kreise, hier im Bauche des Riesenraumschiffs muss man hin und wieder auf Acid sein, oder? Immerhin geht es erst 2017 zur Erde zurück… Oder war das 2027? Falls überhaupt. Denn die Präsenz der Schwärze weitet sich aus, kriecht in die letzten Winkel, Flucht ausgeschlossen. Die erstaunlich gut produzierte CD verbleibt im Vagen, Ungefähren. Wir entscheiden für heute, den Kampf mit ungewissem Ausgang zu vermeiden. Luken zum Unterdeck dicht, ab nach oben, ins Kontrollzentrum. Dort kann uns die schwarze Bedrohung nur mit List herausfordern, gibt es hier eigentlich Kabelkanäle und unzugängliche Flure, fragen wir uns gerade, als wir ein eigenwilliges Tropfen vernehmen, ein Blinkern eigentlich…
Stark gemacht von den Finnen, erst 2010 entdeckt, aber reif für den Jahrespoll, so außergewöhnlich gut ist das Album mit dem unaussprechlichen Titel.
Starke Platte!!! Ohne weitere Worte.