Tobias Kreutzer 
Wirklich guter Hard Rock, der weder altbacken klingt noch absichtlich (STEEL PANTHER) oder unabsichtlich (BUCKCHERRY) mit Klischees beladen wird, ist heutzutage gar nicht mehr so einfach zu finden. Dank der angenehm geschmackssicheren CANCER BATS, die bereits seit einiger Zeit öfters Mal via Facebook die Werbetrommel für ihre Kollegen von ORANGE GOBLIN rühren, ist mir diese erfreuliche Ausnahme glücklicherweise nicht durch die Lappen gegangen.
Beim Reinhören leuchtet es relativ schnell ein, warum beide Bands sich offenbar ganz gut leiden können. Wo sich bei den kanadischen Fledermäusen die Sludge- und Stoner-Anleihen mit rauem Hardcore paaren, bedienen sich ORANGE GOBLIN ganz ähnlicher Elemente und integrieren sie in einen klassischen Hard Rock-Ansatz. Seit der Bandgründung 1995 wurde den Hard Rock-Klängen jedoch von Release zu Release mehr Platz eingeräumt, so dass 2014 vor allem der furztrockene Gitarrensound und das ein oder andere Riff an die frühen Bandtage erinnern.
Dennoch, irgendwas machen ORANGE GOBLIN richtig. Klar, ganz ohne die dicke Hose kommt auch „Back From The Abyss“ nicht aus. Was im „Demon Blues“ noch wirklich sympathisch daherkommt überschreitet im ausufernden „Heavy Lies The Crown“ mit ordentlich Heavy Metal-Appeal und plakativen Lyrics doch eindeutig eine Grenze. Aber bei diesen Ausnahmen bleibt es. „Into The Arms Of Morpheus“ erinnert mit seinem anfänglichen Jam-Charakter und dem getragenen Groove im Mittelteil an eine Band wie GRAVEYARD. Auch ein recht straighter Rock N Roller wie „Bloodzilla“ macht jede Menge Spaß.
ORANGE GOBLIN verfügen über einen Sänger, der kernig genug klingt, um eine authentische Portion Hard Rock zu transportieren und profitieren gleichzeitig von einer Saitenfraktion, die sich sowohl auf rotzige Riffs als auch auf Ohrwurmharmonien sowie schleppende BLACK SABBATH-Zitate („The Shadow Over Innsmouth“) versteht. Das Ergebnis ist ein spannender Sound, der über das 08/15-Standardrepertoire des harten Rock hinausgeht und dennoch eine hohe Eingängigkeit mit sich bringt. Von BLACK SABBATH über MOTÖRHEAD bis hin zu einigen Vertretern der Retrowelle findet sich einiges bei ORANGE GOBLIN wieder. Mit „Back From The Abyss“ haben die Londoner einmal mehr ein gelungenes Album hingelegt.
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