Ein neuer Tag, eine neue Supergroup. Unter dem Banner ORACLES haben sich diesmal Aktive und Ehemalige der Bands ABORTED, DIMLIGHT, SYSTEM DIVIDE, LOCULUS und ABIGAIL WILLIAMS zusammengefunden, um neben der jeweiligen Hauptbeschäftigung ein bisschen Dampf abzulassen. Die erste kreative Frucht dieses Zusammenschlusses trägt den Titel „Miserycorde“ und hebt sich schon dank der gesanglichen Arbeitsteilung zwischen Sven De Caluwé (ABORTED) und Sanna Salou (ehemals DIMLIGHT) angenehm vom hochtechnischen ABORTED-Geknüppel ab. Aber auch eine Einordnung als härterer und technischerer DEADLOCK-Verschnitt würde ORACLES beileibe nicht gerecht.
Technisch auf der Höhe
Natürlich sind ORACLES technisch. Nicht selten erinnern die dargebotenen Riffs an eine anspruchsvollere Variante von AT THE GATES – mit einer Extra-Portion Blastbeats und auch einem deutlichen Metalcore-Anstrich der vertrackteren Art. Wenn dann noch Jeff Loomis (NEVERMORE, ARCH ENEMY) für ein Feature vorbeischaut („Body of Ineptitude“), dann artet das Ganze doch schneller als gedacht in ein Fest für Gitarren-Aficionados aus.
ORACLES können allerdings auch die hymnische Schiene. Der Opener „An Adagio for the Callous“ scheint beispielsweise zunächst in ein Symphonic-Metal-Album einzuleiten und auch „Remnants Echo“ spart nicht an Streichern und Klavierklängen – wobei das Erhabene allerdings immer über dem Kitsch steht und es die Band zu keiner Zeit in NIGHTWISH-Gefilde verschlägt.
ORACLES: eine Supergroup, die zu bereichern weiß
Über weite Strecken gelingt es auf „Miserycorde“ aber recht gut, die beiden Stränge zu kombinieren. Exemplarisch steht der wohl nicht zu Unrecht als Single ausgekoppelte Song „S(k)in“, auf dem die Band Highspeed-Riffing, Breakdowns, ARCH-ENEMY-Melodeath und Eingängigkeit zu einem mächtigen Ganzen verknüpft. Als Kritikpunkte könnten das doch recht seelenlose MARILYN-MANSON-Cover „The Beautiful People“ sowie die etwas sterile Produktion von „Miserycorde“ genannt werden. Insgesamt liefern ORACLES jedoch ein grundsolides Erstlingswerk ab, auf dem sich die einzelnen Mitglieder ausreichend von ihren Hausbands emanzipieren und durchaus spannende Momente liefern.
Mir persönlich gefällt das Album sehr gut.
Da es ja System Divide nicht mehr gibt (gesanglich die gleiche Konstellation wie hier), ist es gut, dass es jetzt Oracles gibt. Die klingen 1:1 genauso. Was ich gut finde, denn System Divide haben mir doch sehr gut gefallen.
Also alles richtig gemacht. Von einem Plagiat kann man allerdings nicht sprechen, da die Mitglieder in beiden Bands (teilweise) die selben ware, und die wohl schon wussten, dass sie unter anderem Namen einfach nur das Erbe von System Divide weiter tragen möchten…