Opium Warlords - Taste My Sword Of Understanding

Review

Vor vier Jahren haben OPIUM WARLORDS mit ihrem Debütalbum „Live At Colonia Dignidad“  ganz schön Eindruck bei mir gemacht. Als der 2012 erschienene Nachfolger jedoch eher den Charakter einer schlechten Demo hatte, erlitt meine Begeisterung für das finnische Ein-Mann-Projekt einen ziemlichen Dämpfer. Mit entsprechend gemischten Gefühlen und einer zugegebenerweise nicht besonders hohen Erwartungshaltung habe ich also das neue und damit dritte Werk beäugt, das nun vor mir auf dem Schreibtisch lag.
Die Skepsis war aber glücklicherweise nicht von langer Dauer, denn „Taste My Sword Of Understanding“ entpuppt sich ziemlich schnell als grandioses Meisterwerk. Dabei ist das Album in seinen Grundzügen schnell beschrieben: sperrig, emotional – aber vor allem überraschend eingängig.

Langsam und schleppend dröhnen die Gitarren im Intro, ein typischer Einstieg für ein Doom-Metal-Album. Soweit also nicht ungewöhnlich. Doch was den Hörer im darauffolgenden „The Self-Made Man“ erwartet, ist eben gar nicht so gewöhnlich. Schwere Riffs und bedrückende Vocals türmen sich wie drohende Gewitterwolken am Horizont auf und entwickeln dabei eine geradezu mitreißende Melancholie. Ein kurzes instrumentales Zwischenspiel baut dann noch einmal Spannung auf, um sich schließlich im letzten Abschnitt des immerhin zwölf Minuten andauernden Songs in einem fantastisch umgesetzten Gefühlsausbruch zu entladen. Und über allem schwebt die durchdringende Stimme von Sami Albert Hynninen (REVEREND BIZARRE u.a.), mal klagend, dann anklagend und immer tieftraurig und wunderschön.
In diesem Fall ist die Reihenfolge der Songs tatsächlich ein Kritikpunkt, denn egal was jetzt noch kommt, es kann einfach nicht mehr besser werden.
Schlechter wird es aber auch nicht: Während „The God In Ruins“ mit seinen einfachen, meist weit im Hintergrund stehenden Gitarren und der nun krächzenden, herzzerreißenden Stimme wie die Vertonung absoluter Verzweiflung erscheint, fühlt man sich im darauffolgenden „The Solar Burial“ mitten hineinversetzt in eine rituelle Kultzeremonie.

Musikalisch beschränken sich OPIUM WARLORDS dabei meist auf monotone Gitarrenmelodien, ab und an durch ein Schlagzeug unterstützt, nur um in einem unerwarteten Moment dann doch wieder in das schon von den Vorgängeralben bekannte Instrumentalchaos auszubrechen, oder – und das ist wohl die größte Neuerung auf „Taste My Sword of Understanding“ – einen Abstecher in epische Heavy-Metal-Gefilde zu wagen.
Das wohl Bemerkenswerteste an diesem Album ist die stimmliche Bandbreite, die Sami  Albert Hynninen hier präsentiert: Die einzelnen Songs sind geprägt von Klargesang, von heiserem Flüstern und Krächzen oder fast black-metallische anmutendem Geschrei. Und genau das trägt entscheidend dazu bei, dass jedes Stück für sich eine eigene Reise darstellt.

Natürlich könnte man an diesem Punkt unterstellen, dass das Album durch eben diesen episodenhaften Charakter allzu unzusammenhängend wirkt. Tatsächlich muss man sich auf jeden einzelnen Song erst einmal einlassen und das ist nicht mit ein oder zwei Hördurchgängen getan. Aber genau diese Vielfalt macht das Album so interessant, und das Grundgerüst aus Wahnsinn und Verzweifelung, auf dem das gesamte Werk aufbaut, findet sich in der einen oder anderen Form in jedem der neun Songs wieder.
OPIUM WARLORDS zählen nach wie vor zu den wohl eigenwilligsten Vertretern, die der Doom Metal zur Zeit zu bieten hat, und trotz aller Experimente und der immer wieder auflodernden Disharmonie, „Taste My Sword Of Understanding“ funktioniert und zieht den Hörer langsam aber unnachgiebig in seinen Bann.

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22.05.2014

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